Themen
Es gibt eine ganze Reihe von wiederkehrenden thematischen Schwerpunkten im Roman, zum Beispiel die gescheiterte Restaurierung, die Kommunikationslosigkeit der Menschen, die Gewalt, der Wiederaufstieg der Nazis, die Remilitarisierung, die Kontinuität rassistischer Ideologie, die fehlende Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, die Flucht in kulturelle Trivialität sowie die Auswirkungen des Konsums auf die Gesellschaft.
Die dominierenden Themen sind zweifellos das Chaos und die Verwirrung, der Verlust und die Zuflucht und der Pessimismus sowie der Mangel an Liebe. Die Medien und die Religion sind ebenfalls wichtige Aspekte in Koeppens Roman.
Chaos und Verwirrung
Der Leser erhält im Verlauf des Romans Einblick in verschiedene soziale Milieus und Schicksale während der herrschenden Unstrukturiertheit in der Nachkriegszeit. Die Flüchtlinge, die vor den Bomben und aus den Trümmern aufs Land geflüchtet waren, strömen wieder in die Städte zurück. Sie haben oft ihre Wohnung, ihren Hausrat, ihre persönlichen Dokumente und ihre bisherige Identität verloren. Die Stadt und ihre vorher vertraute Umgebung sind durch Bombardierungen halb zerstört und chaotisch. Das Wichtigste ist, ein Dach über den Kopf und etwas zu essen zu haben. Nach der streng reglementierten Herrschaft in der NS-Zeit, wirkt die Gesellschaft nun ungeordnet und chaotisch und scheint keine Zusammenhänge mehr zu haben. Verunsicherungen, Isolation und Handlungsunfähigkeit bestimmen den Alltag. Die Menschen leben in einer Zeit des Chaos und in einem Zustand der Verwirrung. Sie finden vielfach auch keinen Halt in der Religion. Sie scheinen den Verlust an Sicherheit, an Perspektive und an der Kontrolle über die Dinge und über die Welt selbst zu erkennen. Sie treffen einander zwar wie immer, aber die Beziehungen zwischen ihnen haben keinen Zweck, sind nahezu sinnlos, teilweise sogar absurd geworden. Es fehlt an Wertorientierungen und Kommunikation. Der Krieg und die nationalsozialistische Propaganda haben die innerliche Zerstörung der Menschen bewirkt. Mehrere der Figuren versuchen, eine Antwort für den Grund ihrer Probleme in den zeitlichen Umständen zu finden. Als Carla schwanger wird, macht sie die Umstände, die „unordentlich gewordene Zeit“ (S.124), das Chaos, das der Krieg hinterlassen hat, für ihre Schande, von einem Schwarzen geschwängert worden zu sein, verantwortlich.
Verlust und Zuflucht
Der Roman hat einen pessimistischen Grundton und zeigt eine zum Teil dramatische Vorstellung. Der Zusammenbruch des Naziregimes und die Kriegsniederlage haben tiefe und schmerzliche Spuren hinterlassen. Das Dasein der Menschen ist durch Verlusterfahrungen negativ geprägt. Der Verlust einer unbeschwerten Kindheit und Jugend ist zumeist mit dem gewaltsamen Tod von Familienmitgliedern gekoppelt. Mit der Vernichtung von sechs Millionen Juden und dem Militäreinsatz von Millionen von deutschen Männern im Zweiten Weltkrieg haben Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Eltern, Frauen ihre Ehemänner und fast alle haben Freunde oder Verwandte verloren.
Henriette Gallaghers jüdische Eltern wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Carlas Mann ist ebenso im Krieg gefallen wie Josefs Sohn. Frau Behrend hat ihren Mann an die Tschechin Vlasta verloren. Emilia verliert ihre finanzielle Sicherheit und ihren gesellschaftlichen Status. Schnackenbach bezahlt seinen Sieg über die Musterungskommission und den Kriegseinsatz mit körperlichem Verfall. Die Verarbeitung der erlittenen Verluste fällt besonders schwer, da diese in der Regel von Desorientierung und Infragestellung von Werten und Weltbildern begleitet werden. Josef stellt sich beispielsweise die naive Frage, warum die Polizei den Krieg nicht verboten habe. Der Krieg sei eine „wiederkehrende Pest“, die ihm seinen Sohn genommen hat (S.121).
Die Menschen sind nicht imstande, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und eine neue Existenz aufzubauen. Sie können sich auch keine Zukunft vorstellen. Sie versuchen, die Gegenwart irgendwie zu bewältigen und die durch den Krieg veränderte Situation oft mithilfe eines Psychiaters zu verarbeiten. Diese Menschen können aus verschiedenen Gründen mit ihrer heutigen Welt nicht zurechtkommen. Für sie gibt es keine Entwicklung, keinen Fortschritt. Sie suchen irgendwie Zuflucht oder Rettung aus ihren Umgebungen und aus den Problemen der Gegenwart und fliehen, um überhaupt überleben zu können, in alternative Weltsphären entweder durch Alkohol, Drogen, Sex oder Schlafen. So wie Tauben im Gras irren Menschen orientierungslos und verloren durch die durch den Krieg zerstörte Welt und suchen nach Sinn und Identität in einer bedrohlichen Zeit. Der Wiederaufbau hat zwar begonnen, aber die meisten Menschen sind außerstande, darin einen befreienden Neuanfang zu erkennen. Aufgrund der weltweiten politischen Spannungen und eines drohenden dritten Weltkrieges sind die Menschen trotz des Beginns des blühenden Wirtschaftswunders ängstlich und unsicher.
Pessimismus und Mangel an Liebe
Der Roman zeichnet ein düsteres Panorama der Großstadtrealität in der Nachkriegszeit. Gleich zu Beginn entwirft Koeppen als pessimistischer Zeitdeuter ein bedrückendes politisches und gesellschaftliches Bild der Gegenwart. Der Roman ist geprägt von einer angsterfüllten Grundstimmung. Schlagzeilen, Radiomeldungen, Zitate und Erzählerkommentare schildern fortlaufend die aktuelle politische und gesellschaftliche Situation und das Zeitklima. Der Frieden ist erneut durch weltpolitische Konflikte gefährdet. Die Stimmung der Figuren ist stark mit dem historischen Kontext verknüpft. Ihre Gefühle sind von Angst und Unsicherheit geprägt, und ihre psychische Realität ist charakterisiert durch fehlende Hoffnung, Entfremdung, Anonymität, Isolation, Misstrauen und Fremdenfeindlichkeit. Die Figuren leiden unter den Umständen der Zeit und erscheinen wie Gejagte, Verlorene oder Suchende. Ihre Leben sind fremdbestimmt und von Zufälligkeit, Perspektivlosigkeit, Entfremdung und Sinnlosigkeit geprägt.
In den meisten Beziehungen fällt der Mangel an Liebe auf. Philipp und Emilia, die sich einigermaßen vertrauen und gern haben, scheinen einander nicht mehr zu lieben. Carla zweifelt an ihre Liebe zu Washington. Frau Behrend zeigt ihrer Tochter nur emotionale Kälte, Entfremdung und Kommunikationsunfähigkeit und verstößt sie. Hinter der Fassade ist die Beziehung von Messalina und Alexander abgestumpft und kalt. Die Verbindungen zwischen den Akteuren sind zumeist von Missmut, Bitterkeit, Abgestumpftheit, Egoismus, Gefühlslosigkeit, Gleichgültigkeit und Verzweiflung geprägt.
Es gibt jedoch ein paar wenig ...