Erzählform und Erzählperspektive

Die Erzählperspektive, der Blick- oder Standpunkt, von dem aus die Geschichte erzählt wird, ist im Roman grundlegend in der Er-Form. Der Erzähler ist nicht selbst ein Teil der Handlung, und die Perspektive der Figur wird beibehalten. Koeppen verzichtet weitgehend auf Dialoge im Roman. Er zieht die indirekte Rede (Sie fragte sich, ob sie wirklich gehen müsse) vor, aber seine bevorzugte Technik, um das Innenleben, die Gedanken und Gefühle der Figuren vor Augen zu führen, ist die erlebte Rede (Musste sie wirklich gehen?), wobei die Gedanken einer Figur nicht unmittelbar von dieser selbst, sondern vom Erzähler in der Vergangenheit und in der dritten Person geschildert wird. Mit der erlebten Rede kann der Leser auf die Figur von außen sehen und auch an ihrer Innenperspektive teilnehmen. Durch Innensicht wird Nähe hergestellt.

In längeren Passagen der erlebten Rede lässt sich oft nicht entscheiden, wer gerade spricht, der Erzähler oder die Figur. Dabei werden personale und auktoriale Erzählweisen oft eng miteinander verzahnt. Der auktoriale Erzähler ist allwissend und überblickt die Handlung. Er erscheint als eigenständige Figur, die außerhalb des Erzählten steht. Es kommt vor, dass er seine Kenntnisse über die Vor- oder Nachgeschichte eines Ereignisses erwähnt, so ist der Erzähler als Vermittler spürbar. Er kann sich auch an den Leser wenden. Der Leser blickt mit ihm von außen auf die Figuren und auf die Zeit, wie im Prolog und im Epilog, die die gleiche auktoriale Perspektive haben.

Es bleibt also festzustellen, dass der Erzähler hauptsächlich als personaler Erzähler erscheint, aber nach Belieben in die Rolle des allwissenden Erzählers schlüpft. Mit der personalen Erzählperspektive wird das Geschehen aus der Sicht einer oder mehrerer Figuren dargestellt. Der Leser bekommt den Eindruck, er befinde sich unmittelbar im Geschehen. Die inneren Monologe geben die Gefühle oder die Bewusstseinszustände wieder. Die Wiedergabe der Gedanken und Gefühle vermittelt dem Leser die subjektive Sichtweise der Figuren, die sie äußern. Durch die Konzentration auf die innerpsychischen Prozesse wird dem Leser die Isolation der Figuren eindringlich vor Augen geführt. Dieses unterstreicht die Intention des Romans, die Orientierung- und Beziehungslosigkeit des...

Der Text oben ist nur ein Auszug. Nur Abonnenten haben Zugang zu dem ganzen Textinhalt.

Erhalte Zugang zum vollständigen E-Book.

Als Abonnent von Lektürehilfe.de erhalten Sie Zugang zu allen E-Books.

Erhalte Zugang für nur 5,99 Euro pro Monat

Schon registriert als Abonnent? Bitte einloggen