Montagestil – Verknüpfungstechnik
Um dem Leser zu helfen, die Reihenfolge der Erzählung besser verstehen zu können, hat Koeppen die etwa hundert kleinen Sequenzen oft assoziativ verkettet. Die einzelnen Romanabschnitte sind miteinander durch wiederholte Sätze verbunden, oder die Passagen, die eine fortlaufende Geschichte erzählen, aber in Teilen auseinandergeschnitten sind, sind durch sprachliche Ausdrücke wieder verknüpft. Diese Verknüpfungen bilden eine Art roten Faden den ganzen Roman hindurch, tragen durch Wiedererkennen zur Orientierung des Lesers bei und suggerieren ihm Bedeutung. Der Montagestil ist gewissermaßen mit der Technik des Enjambements oder des Hakenstils in der Lyrik vergleichbar.
Der Verfasser hat sich von der filmischen Technik inspirieren lassen. Die Erzählweise des Romans ist der des Films ähnlich. Verschiedene Übergänge zwischen Erzählabschnitten haben eine filmische Entsprechung bei der Schnitttechnik. Statt eines harten Schnitts hat Koeppen die Blendungstechnik, einen weichen Schnitt, vorgezogen.
Beim harten Schnitt werden zwei möglichst unterschiedliche Szenen aneinandergesetzt. Der Zuschauer soll ganz bewusst den Wechsel zwischen zwei Orten, verschiedenen Zeiten oder Realitäten spüren. Bei der Überblendung löst sich eine Szene langsam in eine andere Szene auf; während die erste Szene also immer schwächer und undeutlicher wird, gewinnt die anschließende Szene an Klarheit. Auf diese Weise werden gerne verschiedene zeitliche oder räumliche Ebenen, Visionen oder Rückblicke in der Vergangenheit dargestellt.
Bei der Wischblende schiebt eine Einstellung eine andere langsam aus dem Bild. Die Wischblende wird im Roman von Koeppen eingesetzt, wenn gleiche Ereignisse an verschiedenen Orten passieren und diese Parallelität vergleichend dargestellt werden sollen, wie zum Beispiel bei der Kreuzung im Roman. Koeppen macht diese filmischen Techniken durch die virtuose Anwendung des sogenannten Hakenstiles oder der Verknüpfungstechnik nach. Orte, Zeitpunkte, Objekte, Songtitel, Begriffe oder semantische Felder verbinden die Abschnitte mit weichem Schnitt.
Bis Ende des Abschnittes 7 kommen die Szenen nacheinander ohne Verbindungselemente. Ab Seite 25 werden die einzelnen Abschnitte oft inhaltlich sowohl formal in unterschiedlicher Weise als auch mit Elementen verschiedener Art miteinander verhakt, zum Beispiel:...