Wolfgang Herrndorf
Der Maler und Autor Wolfgang Herrndorf wurde 1965 in Hamburg geboren und wuchs in einem bescheidenen Milieu auf. „Ich komme aus einem sehr kleinbürgerlichen Haushalt, wo es Kultur im normalen Feuilletonsinne nicht gab. Es wurde zwar gelesen, aber Literatur, genauso wie überhaupt ein Museum oder so etwas, das habe ich erst entdeckt, als ich volljährig war, vorher ist mir das verschlossen geblieben. Und ich habe mich dann mit einer gewissen Begeisterung darauf gestürzt und viel gelesen, und ich glaube, wenn man viel liest, kommt man automatisch dazu, dass man den Gedanken hat, das selber versuchen zu wollen“ (dradio.de, 06.02.2007).
Nach Abschluss der Schule absolvierte er ein Kunststudium in Nürnberg. Nach dem Studium arbeitete als Illustrator für das Satiremagazin „Titanic“. Zur Veröffentlichung seines ersten Romans kam Herrndorf eher zufällig durch seine Illustrationsarbeit beim Haffmans-Verlag.
Sein Debütroman „In Plüschgewittern“ erschien 2002 im Zweitausendeins-Verlag. Er erzählt die Geschichte eines Mannes um die dreißig, der durch Deutschland reist und in Berlin landet. Er geht auf Partys, streift durch die Stadt und begegnet meistens oberflächlichen Menschen.
2007 brachte der Eichborn-Verlag unter dem Titel „Diesseits des Van-Allen Gürtels“ sechs zusammengehörende Kurzgeschichten Herrndorfs heraus. Sie erzählen die Geschichten von schrägen Typen um die vierzig, die von Gefühlen der Sinnlosigkeit und Absurdität beherrscht sind, sich aber cool und zynisch geben. Darüber sagte er: „Ich hatte ja keine Ahnung, wie man Kurzgeschichten schreibt. Meine Vorstellung war dann meistens, zwei oder mehr Figuren in einen engen Raum oder in eine enge Situation zu sperren und gucken, was passiert. Und die gehen dann meistens eher ruppig miteinander um. Ich finde es immer interessant, wenn Leute grausam werden, ich finde Grausamkeit und Gewalt in der Fiktion herrlich, in der Realität unerträglich“ (dradio.de, 06.02.2007). Für diese Sammlung von Kurzgeschichten wird er 2004 mit dem Kelag-Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und 2008 mit dem Deutschen Erzählerpreis belohnt.
Wolfgang Herrndorf schrieb und lebte in einer kleinen Einzimmerwohnung in Berlin-Mitte. Er brauchte nicht viel zum Leben, ging viel ins Kino und liebte Fußball. „Also, wenn ich könnte, würde ich den Rest meines Lebens nur Fußball spielen. Es ist wie alle rein physischen Betätigungen, es macht mich auf unkomplizierte Weise glücklich“ (dradio.de, 06.02.2007).
2010 erschien „Tschick“ als sein dritter Roman und wurde sofort ein Bestseller. Herrndorf wurde für dieses Buch der Deutsche Jugendliteraturpreis (2011), der Clemens-Brentano-Preis (2011) und der Hans-Fallada-Preis (2012) verliehen. Im gleichen Jahr, in dem Herrndorf „Tschick“ veröffentlichte, wurde bei ihm ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert. Seitdem schrieb Herrndorf einen Blog mit dem Titel „Arbeit und Struktur“, der sein Leben mit dem Tumor thematisierte. Sein letzter Roman „Sand“ erschien 2011. Herrndorf erschoss sich in Berlin im August 2013.
- Tschick
Zwei 14-jährige Jungs in einem alten Lada-Jeep gehen gemeinsam auf einen Roadtrip in den Sommer - das ist die Geschichte in Wolfgang Herrndorfs "Tschick" (Erscheinungsjahr 2010). Damit gehört der Juge (…)