„Hamlet“ als Liebesgeschichte
Ophelias Liebe
Aufgrund der Tatsache, dass die Beziehung zwischen Hamlet und Ophelia einen zentralen Platz innerhalb der Dramenhandlung einnimmt, kann „Hamlet“ auch ansatzweise als Liebesgeschichte gelesen werden. Allerdings werden in ihm zentrale Bestandteile dieses Genres ausgespart. Ihr Kennenlernen, ihre ersten Annäherungsversuche und die ersten, wenn sie überhaupt stattgefunden haben, erotischen Kontakte werden nicht thematisiert.
Zu Beginn des Dramas ist Ophelia noch überzeugt davon, dass sie wirklich vom Thronprinzen geliebt wird: „Er hat mit seiner Lieb‘ in mich gedrungen, in aller Ehr‘ und Sitte (…) Und hat sein Wort beglaubigt, lieber Herr, durch beinahe jeden Schwur des Himmels“ (S.29). Von dieser geschilderten Zweisamkeit erfährt der Zuschauer jedoch keine weiteren Einzelheiten mehr. Polonius befiehlt seiner Tochter, den Schwüren von Hamlet keinen Glauben zu schenken, und weißt sie dazu an, sich von ihm zu distanzieren. Seine gehorsame Tochter leistet dieser Forderung keinen Widerstand.
Hamlets Abweisung
In einer stereotypischen Liebesgeschichte könnte nun erwartet werden, dass Hamlet unter allen Umständen versucht, das Vertrauen seiner Geliebten zurückzugewinnen und auch ihren Vater von seiner Treue zu überzeugen. Aber Hamlet hat mittlerweile seine eigenen Pläne entwickelt: Er will am Hof einen Wahnsinnigen sp...