Zeitgeschichtlicher Hintergrund: DDR
Die SED-Diktatur
Seit der Gründung der DDR 1949 wurde die Republik von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands regiert. Die Wahlen in der DDR entsprachen nicht den demokratischen Grundsätzen. Keine realen demokratischen Alternativen waren damals vorhanden: Das positive Ergebnis zugunsten der SED war schon auf einer Einheitsliste vorprogrammiert. Die Bürger konnten der bereits feststehenden Einheitsliste bei der Wahl nur zustimmen oder sie ablehnen. Lehnte ein Wähler die Aufstellung der Einheitsliste ab, musste sein Stimmzettel markiert werden. Nur Stimmzettel mit der Zustimmung zur festgelegten Einheitsliste wurden gefaltet in die Urne geworfen. Oft wurden die Wahlen offen, also ohne Wahlkabine, durchgeführt.
Daher handelte es sich bei dem System der DDR tatsächlich um eine durch eine Partei praktizierte Diktatur. Alle Institutionen wurden staatlich gesteuert. Die Inhalte, welche in den Medien, Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, in der Kunst und in den Jugendorganisationen (FDJ) vermittelt werden sollten, waren besonders in der Aufbauperiode der DDR von kommunistischer und antifaschistischer staatlicher Propaganda durchdrungen.
Die autoritäre Jugenderziehung
Besonders in den staatlichen Einrichtungen kam autoritäre Erziehung zum Einsatz, um eine hörige, angepasste und gleichgeschaltete Jugend heranzuziehen. Ordnung, Fleiß, Disziplin, Sauberkeit und Hilfsbereitschaft repräsentierten die wichtigen Werte. Kreativität, Eigenverantwortung und Individualismus wurden dagegen nicht gefördert bzw. waren verpönt. Die Kinder und Jugendlichen sollten ihre Freizeit „sinnvoll“ gestalten, und zwar mit Sport oder kulturellen Aktivitäten.
Die Jugend sollte dazu instrumentalisiert werden, den Sozialismus weiter aufrechtzuerhalten. Offiziell war die Mitgliedschaft in der staatlich gesteuerten Jugendorganisation FDJ freiwillig, doch durch die Diskriminierung der Nichtmitglieder wurde großer Druck auf die Menschen ausgeübt, ihre Kinder zur FDJ anzumelden. Denjenigen Jugendlichen, die nicht Mitglieder der FDJ waren, wurde z. B. fast immer der Zugang zu einem Studium versagt.
Die Niederschlagung des Prager Frühlings
In der Tschechoslowakei wurde 1968 Alexander Dubcek der Erste Sekretär der Kommunistischen Partei, die das Land regierte. Er führte Reformen im Sinne eines menschlicheren Sozialismus durch: Dem Volk wurden beispielsweise Reisefreiheit, Versammlungs- und Redefreiheit gewährt und die Pressezensur wurde aufgehoben. Diese Phase der Neugestaltung wird als „Prager Frühling“ bezeichnet. Auch in den anderen Ostblockstaaten weckten diese Entwicklungen in der jungen Generation Hoffnung auf Veränderung. Die Reformen trafen auch den Nerv der jungen Generation in der DDR.
In der KPDSU, der kommunistischen Regierungspartei der Sowjetunion, stufte man diese Entwicklungen als Bedrohung der sozialistischen Ordnung in den Ostblockstaaten ein. Die politische Führung beschloss daher einen militärischen Eingriff in der CSSR. Als am 21. August 1968 russische Panzer in Prag ankamen, demonstrierten die Reformanhänger in Massen passiv und friedlich gegen die Intervention. Trotzdem wurde die friedliche Revolution gewaltsam niedergeschlagen. 150 Menschen starben bei dem blutigen Eingriff, viele mehr wurden verletzt. Dubcek wurde nach Moskau entführt und dazu gezwungen, alle Reformen zurückzunehmen.
Für die jungen Linksintellektuellen war diese brutale Vorgehensweise der Sowjetunion gegen die friedlichen Demonstranten ein schwerer Schlag. Die Eindrücke der blutigen Beendigung des „Prager Frühlings“ im August 1968 wurden zu einem Ereignis, das exemplarisch für die Unterdrückung der freiheitlichen Bestrebungen der jungen Generation in den Ostblockstaaten steht. Der Generationenkonflikt wurde weiter manifestiert.
Die Gründergeneration: Antifaschismus im Fokus
Die ältere Generation der Bürger der DDR hat die Zeit der Gründung bewusst miterlebt: Nach dem Krieg waren sie an der in der DDR so bezeichneten „Befreiung vom Faschismus“ und am Aufbau des sozialistischen Staates beteiligt. Sie konnten sich als volle DDR-Bürger identifizieren. Das war auch das Ziel der Regierung, der Sozialis...