Intertextualität

 „Der Fänger im Roggen“

In „Die neuen Leiden des jungen W.“ wird auf andere schriftliche Werke Bezug genommen, wodurch Intertextualität entsteht. Der Erzähler Edgar Wibeau gibt zu, dass er nur sehr wenige Bücher liest. Seine Lieblingsbücher sind „Robinson Crusoe“ und „Der Fänger im Roggen“ (vgl. S. 33). Letzteres Werk bezeichnet Edgar stets nur als den „Salinger“, nach dem Autor des Buches, J. D. Salinger.

Der Roman „Der Fänger im Roggen“ von 1951 handelt von einem Jugendlichen namens Holden Caulfield, der seinen Aufenthalt im Internat abbricht. Er kehrt zurück in seine Heimatstadt New York und irrt lange umher, und zwar immer auf der Suche nach menschlichem Kontakt. Gleichzeitig aber verabscheut Holden vieles an den Menschen um ihn herum. Besonders gegen das heuchlerische Verhalten der Erwachsenenwelt, das ihm überall zu begegnen scheint, rebelliert er. Am Ende landet er in der Psychiatrie. Holdens gesellschaftskritische Gedanken sind einzigartig dargestellt und haben weltweit die Leser fasziniert, bewegt und zum Nachdenken angeregt. Der amerikanische Autor J. D. Salinger (1919-2010) wurde durch den Roman weltberühmt.

Auf „Robinson Crusoe“ geht   Edgar nicht weiter ein, doch seine Gedanken zum „Salinger“ legt er recht ausführlich dar. Er erzählt, dass ihm die Geschichte des Protagonisten Holden Caulfield (auch ihn nennt Edgar inkorrekter Weise „Salinger“) immer sehr nahegeht und er ihm am liebsten geschrieben hätte: „(…)er soll zu uns rüberkommen. […] Mittenberg war natürlich ein Nest gegen New York, aber erholt hätte er sich hervorragend bei uns“ (S. 33).

„Salinger“ hätte in der DDR bestimmt auch eine Freundin finden können und das hätte „seine blöden sexuellen Probleme beseitigt“ (S. 34), so Edgar. Für die humoristische ausgefallene Idee, einer Romanfigur aus New York zu helfen, indem man sie in ein behütetes Örtchen in der DDR verpflanzt, in dem sie sich vom Stress der westlichen Großstadt erholen kann, ist Ulrich Plenzdorf berühmt geworden.

Edgar und Caulfield

Doch der Protagonist denkt nicht nur über „diesen Salinger“ nach. Es sind auch Parallelen zwischen den beiden Ich-Erzählern zu erkennen. Wie Edgar selbst sagt, es berührte ihn so sehr, wie dieser Junge, „Er muß genau in meinem Alter gewesen sein“, „da in diesem nassen New York rumkraucht und nicht nach Hause kann, weil er von dieser Schule abgehauen ist, wo sie ihn sowieso exen wollten“ (S. 33). Edgar selbst befindet sich aber in einer ganz ähnlichen Situation wie Holden Caulfield.

Genau wie Caulfield erzählt Edgar seine Geschichte im Nachhinein reflektierend. So wie auch sein amerikanischer Leidensgenosse ist Edgar ein kritischer Geist, der sich über vieles Gedanken macht und der mit vielem nicht zufrieden i...

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