Gesellschaftskritik
Der Blick der Anderen
Fontane wollte mit seinem poetischen Realismus nicht das Hässliche in der Gesellschaft abbilden, sondern eher die schönen Seiten des bürgerlichen Lebens präsentieren und im Nachhinein verklären. Die Kritik, welche sich in diesem Roman gegen die Gesellschaft richtet, wird daher eher unterschwellig geäußert und ist nur zwischen den Zeilen zu finden.
Für Lene und Botho stellt das Urteil der anderen ein Hindernis dar. „Ja, wundert euch nur, er ist er, und ich bin ich, und er liebt mich, und ich liebe ihn“ (S. 35), würde Lene am liebsten in aller Öffentlichkeit sagen. Doch sie kann es nicht. Das Zitat verdeutlicht, dass ihre Liebesbeziehung als etwas Abnormales qualifiziert wird.
Zur Handlungszeit war es nicht üblich und sogar verpönt, außerhalb seines gesellschaftlichen Standes zu heiraten. Auch uneheliche Liebesverhältnisse waren tabuisiert. Die Darstellung des unehelichen Verhältnisses zwischen Lene und Botho führte dazu, dass „Irrungen, Wirrungen“ von einigen zeitgenössischen Lesern als „Hurengeschichte“ diffamiert wurde.
Eine Ausnahme bildet der Gärtner Herr Dörr: Ihm ist es egal, was die anderen denken. Er geht durchs Leben mit einer „entschiedenen Gleichgiltigkeit gegen das, was über ihn gesagt“ wird (S. 10).
Die kleine Demokratin
Wie auch immer Lene und Botho ihre Trennung handhaben mögen, ihre Liebesgeschichte wirkt traurig. Beim Leser wird Mitgefühl dafür verursacht, dass die beiden nicht zusammen sein können bzw. dürfen. Die Trennung tut weh und...