Duell

Als Roswitha und Johanna auf der Suche nach Verbandsmaterial einen alten Nähtisch aufbrechen, kommt ein Bündel Briefe zutage, die von Major Crampas stammen. Sie sind allesamt an Effi gerichtet und offenbaren eine Affäre, die die beiden zu Kessiner Zeiten, also ca. sechseinhalb Jahre zuvor, unterhalten haben.

Instetten, der prinzipientreue Landrat, begründet seine Herausforderung Crampas' zum Duell mit dem sogenannten „Gesellschafts-Etwas“. Dieses tyrannisiere die Menschen und fordere die Individuen auf, ihm zu gehorchen. Ebenso fragt es nicht nach der eventuellen Verjährung eines Vorfalls (S. 217f.). Dieses Gesellschafts-Etwas ist es, dass Instetten letztlich dazu veranlasst, sich mit seinem ehemaligen Kontrahenten zu duellieren, obwohl die dazu führende Liebschaft mit seiner Frau bereits mehrere Jahre in der Vergangenheit liegt.

Für Instetten stellt diese Situation gewissermaßen eine Zwangslage dar. Er selbst ist sogar geneigt, seiner geliebten Frau zu verzeihen. Er sieht sich jedoch der Gesellschaft gegenüber verpflichtet, die seiner Meinung nach etwas ganz anderes von ihm verlangt: „Man ist nicht nur ein einzelner Mensch, man gehört einem Ganzen an, und auf das Ganze haben wir beständig Rücksicht zu nehmen, wir sind durchaus abhängig von ihm.“ (S. 217).

Es darf nicht vergessen werden, dass Instetten und Effi als Personen in dem 19. Jahrhundert leben. Die ständische Zugehörigkeit spielt in dieser Zeit eine enorm große Rolle, Titel verschaffen zum Beispiel Eintritt in bestimmte Kreise. Es zählen allein der gute Name und der finanzielle Rückhalt, um das Individuum gesellschaftlich weiterzubringen und Ansehen zu gewinnen.

Verbindliche und gepflegte Umgangsformen sind adlige Attribute. In jungen Jahren wird Effi durch ihre Heirat mit Instetten zur Baronin. Sie muss sich an ihre neue gesellschaftliche Situation  anzupassen, sie versucht, der erwarteten Rolle so gut wie möglich zu entsprechen, und nimmt sie kompromissbereit an. Bricht ein Teil aus der adligen „Partei“ (hier: Effi aus der Ehe mit Geert) durc...

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