Theodor Fontane
Theodor Fontane wird 1819 im preußischen Neuruppin als Sohn eines Apothekers und einer Seidenkaufmannstochter geboren. Er besucht kurze Zeit das Neuruppiner Gymnasium, wechselt dann aber auf eine Berliner Gewerbeschule und beendet seine Schulzeit 1836 mit einem mittleren Abschluss. Im selben Jahr beginnt Fontane in Berlin eine Apothekerlehre.
Sein Brotberuf langweilt ihn, und er beschäftigt sich nicht nur in seiner Freizeit mit Literatur, sondern dichtet auch während seiner Arbeitszeit. Er besucht Lesecafés, wird Mitglied in literarischen Vereinen und veröffentlicht erste Werke. 1841 setzt er seine Lehre in Leipzig fort und schließt sich hier dem Herwegh-Verein an, benannt nach dem liberalen Demokraten und Freiheitsdichter, in dessen Stil und politische Denkart Fontane nun eintaucht. Zurück in Berlin schließt er sich einem weiteren Verein an, dem „Tunnel über der Spree“. Hier lesen sich jeden Sonntag werdende Dichter ihre Werke vor und lassen sich von den Kollegen kritisieren. Ein weiteres Mitglied dieses Kreises ist Paul Heyse, der später den Literaturnobelpreis erhält und wie Herwegh in „Frau Jenny Treibel“ erwähnt wird. Im eher konservativen „Tunnel über der Spree“ legt Fontane den Herweghianismus ab und entdeckt das Genre der Ballade für sich.
1847 besteht Fontane das Apothekerexamen, hat aber nicht das nötige Vermögen, um sich eine eigene Apotheke kaufen zu können. Die Hochzeit mit seiner Verlobten Emilie Rouanet-Kummer muss daher warten, bis er sich eine Existenz aufgebaut hat. 1848 kommt es in Deutschland zur Revolution. Die liberalen bürgerlichen Revolutionäre fordern eine konstitutionelle Monarchie, in der Bürgerrechte durch eine Verfassung gewährleistet werden, und die nationale Einheit des aus vielen souveränen Staaten bestehenden Deutschen Bundes. Fontane steht auf der Seite der Liberalen und stellt sich als Wahlmann für die Wahlen zur Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche auf. Die 1848er-Revolution scheitert jedoch.
1849 hängt Fontane den Apothekerberuf an den Nagel, um vom Schreiben zu leben. In den folgenden Jahren als Schriftsteller hat er oft Geldsorgen, gibt Privatunterricht und bemüht sich mehrmals verzweifelt um Stellen. 1850 wird ihm eine Anstellung im „Literarischen Cabinett“ des preußischen Innenministeriums angeboten. Damit ist er nun in der Lage, Emilie zu heiraten, doch hat er, der Liberale, jetzt die Aufgabe, die Zeitungen des Königtums Preußen regierungsfreundlich zu beeinflussen. In den darauffolgenden Jahren schreibt er für die regierungsnahe Adler-Zeitung und wird als Korrespondent nach London geschickt. Mit Emilie führt er eine gute, wenn auch – wegen seiner unsicheren Arbeit –- nicht krisenlose Ehe, und bekommt mit ihr sieben Kinder, von denen allerdings drei sehr früh sterben.
Von 1855 bis 1859 lebt er in London, verfasst Artikel für Berliner Tageszeitungen und wirkt als Presseagent Preußens mit dem Auftrag, preußenfreundliche Artikel in der britischen Presse unterzubringen. Fontane passt sich der konservativen Gedankenwelt seines Arbeitgebers an und bewundert gleichzeitig das moderne, hochindustrialisierte England mit seinem starken Parlament.
Als Prinz Wilhelm Prinzregent in Preußen wird und liberale Minister ernennt, kündigt Fontane in London in der Hoffnung, bei der liberalen Presse im Heimatland eine Stellung zu finden. Doch in Berlin gilt er wegen seines vorherigen Postens als Konservativer, bekommt keine Anstellung und sieht sich wieder ohne Existenzgrundlage.
1860 wird er schließlich Redakteur bei der erzkonservativen Kreuzzeitung. Dieser Posten sichert ihm und seiner Familie ein gutes, regelmäßiges Einkommen und versetzt ihn in die Lage, reisen und schreiben zu können. In den zehn Jahren, in denen er für die Kreuzzeitung arbeitet, entstehen die „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und Berichte von den Kriegsschauplätzen der Kriege Preußens gegen Dänemark und gegen Österreich. Später folgt ein Bericht von den Schauplätzen des Deutsch-Französischen Krieges.
Zum Entsetzen seiner Frau kündigt er 1870 seinen Redakteursposten, weil er frei sein möchte für seine literarische Arbeit. Kurz darauf stellt ihn die Vossische Zeitung als Theaterkritiker an, was ihm in den nächsten Jahren niedrige, aber regelmäßige Einkünfte sichert und ihm genügend Freiraum für seine schriftstellerische Arbeit schafft. 1876 wird er Sekretär der Königlichen Akademie der Künste und hat damit zum ersten Mal eine nicht nur sichere, sondern auch prestigeträchtige Position inne, die ihn zum Geheimrat machen könnte. Doch Fontane kündigt auch diesen Posten bereits nach wenigen Monaten und ruft damit eine weitere Ehekrise hervor.
Der inzwischen 56 Jahre alte Fontane wird wieder Theaterkritiker und Romancier. In den folgenden zwanzig Jahren, in denen er als freier Schriftsteller arbeitet, entstehen seine Romane, die ihm späten Ruhm verschaffen. 1891 erhält er den Schillerpreis und wird 1894 Ehrendoktor der Universität Berlin. 1898 stirbt Theodor Fontane in Berlin.

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