Die indirekte Rede
Die indirekte Rede ist eine von fünf Formen der Figurenrede. Sie gibt wieder, was andere Personen gesagt, geschrieben, gedacht oder empfunden haben. Der Referent rückt in den Vordergrund und ist deutlich erkennbar. Er vermittelt das Geschehen nicht unbedingt wortgetreu und neutral und erhält damit die Möglichkeit, zu werten, zu kommentieren sowie Schwerpunkte zu setzen. Damit wird die Distanz zwischen der Figur und dem Leser größer als bei der direkten Rede. Im Gegensatz zur direkten Rede werden bei der indirekten Rede keine Anführungszeichen gesetzt.
Beispiele:
Direkte Rede: Er sagt: „Ich gehe ins Kino.“
Indirekte Rede: Er sagt, er gehe ins Kino.
Die indirekte Rede besteht aus einem Hauptsatz, der kennzeichnet, wer etwas wie gesagt hat, und einem Nebensatz, der die Personenrede enthält. Der Hauptsatz, der die Rede einleitet, enthält ein Verb des Sagens, Denkens oder Fühlens, wie zum Beispiel „antworten“, „äußern“, „behaupten“, „berichten“, „denken“, „erklären“, „fragen“, „glauben“, „meinen“, „sagen“ etc.
In der Schriftsprache wird bei der indirekten Redewiedergabe in der Regel der Konjunktiv I verwendet. Wenn die Form des Konjunktiv I gleich lautet, wie die des Präsens, wird oft auf den Konjunktiv II ausgewichen. Auch um sich deutlicher von der Aussage zu distanzieren, benutzt man den Konjunktiv II.
Beispiele:
Direkte Rede: Hans behauptet: „Ich war gestern nicht zu Hause.“
Indirekte Rede: Hans behauptet, dass er den Tag zuvor nicht zu Hause gewesen sei (Konjunktiv I).
Indirekte Rede: Hans behauptet, dass er den Tag zuvor nicht zu Hause gewesen wäre (Konjunktiv II).
Direkte Rede: Der Politiker sagt: „Die Probleme liegen darin, dass die Steuern zu hoch sind!“
Indirekte Rede: Der Politiker sagt, dass die Probleme darin lägen (Konjunktiv II), dass die Steuern zu hoch seien (Konjuntiv I).
→ Der Konjunktiv I von „liegen“ wäre ebenfalls „liegen“. Um zu unterstreichen, dass es sich hierbei um eine indirekte Rede handelt, wird daher der Konjunktiv II verwendet.
In der gesprochenen Alltagssprache und im privaten Bereich (Freunde, Familie) wird heutzutage häufig bei der indirekten Redewiedergabe der Indikativ benutzt.
Beispiele:
Direkte Rede: Hans behauptet: „Ich war gestern nicht zu Hause.“
Indirekte Rede: Hans behauptet, dass er den Tag zuvor nicht zu Hause gewesen ist (Indikativ).
Die Personenrede in der indirekten Rede steht in derselben Zeit wie die entsprechende direkte Rede. Die Zeitform des redeeinleitenden Hauptsatzes spielt dabei keine Rolle.
Beispiele:
Direkte Rede: Er sagt: „Sie war gestern hier.“
Indirekte Rede: Er sagt, sie sei am Tag zuvor dort gewesen.
Der Nebensatz in der indirekten Rede kann mit den Subjunktionen „dass“, „und“, „ob“ oder mit einem Fragewort eingeleitet werden, er kann aber auch ohne Einleitung stehen.
Wenn Aussagen in der indirekten Rede ohne Subjunktion wiedergegeben werden, erhält die nicht eingeleitete Personenrede dann die normale Wortstellung.
Beispiele:
Eingeleitet: Peter sagt, dass er Michelle immer lieben werde.
Nicht eingeleitet: Peter sagt, er werde Michelle immer lieben.
Beim Wechsel von der direkten zur indirekten Rede müssen in der Regel die Pronomen, Personen und die Orts- und Zeitangaben geändert werden, da der Referent aus einer anderen Perspektive heraus berichtet.
Beispiele:
Direkte Rede: Er behauptete: „Ich bin hier der Klügste.“
Indirekte Rede: Er behauptete, er sei dort der Klügste.
Beim Wechsel von der direkten zur indirekten Rede verschwinden die Frage- und Ausrufezeichen.
Beispiele:
Direkte Rede: Er rief: „Peter, gib mir das Geld!"
Indirekte Rede: Er rief, Peter solle ihm das Geld geben.
Direkte Rede: Er fragte: „Kannst Du mir Geld leihen?“
Indirekte Rede: Er fragte, ob ich ihm Geld leihen könne.
Die direkte Rede ist zeitdeckend, die indirekte Rede meist zeitraffend.