Die direkte Rede

Die direkte Rede ist eine von fünf Formen der Figurenrede. Sie gibt die Äußerung einer Figur direkt und unverändert wieder. Deswegen wird die direkte Rede auch als wörtliche Rede“ bezeichnet. Sie wird (fast) immer durch Anführungszeichen (Gänsefüßchen) markiert.

Beispiel: Cäsar sagte: „Ich kam, sah und siegte.“

Beispiel:Detlef sagt: Rein nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit. Sylvia sagt: Und wohin überhaupt?“ (Jenny Erpenbeck, Gehen, ging, gegangen)

Die wörtliche Rede unterbricht den Erzählfluss und verleiht dem epischen Text oft einen dramatischen Charakter. Bei der direkten Rede tritt der Erzähler in den Hintergrund und verhält sich neutral. Er berichtet, was die Figur wörtlich ausspricht, und lässt sie in den Vordergrund treten. Der Leser wird damit durch die Unmittelbarkeit der Aussage stark in das Geschehen miteinbezogen.

In der Epik können die Autoren von Romanen oder anderen epischen Erzählformen ihre Charaktere sich mithilfe der direkten Rede selbst ausdrücken lassen. Die direkte Rede wird dann durch einen Erzähler vermittelt. 

Bei der direkten Rede sind die erzählte Zeit (die Dauer des Geschehens, hier also die reale Dauer der Redezeit), und die Erzählzeit (die Zeit, welche zum Lesen des Textes benötigt wird), miteinander identisch. Die direkte Rede ist damit zeitdeckend. 

Ein literarischer Text kann auch nur aus direkter Rede bestehen. Dies ist hauptsächlich innerhalb des szenischen Erzählens der Dramatik der Fall, aber auch bei Sonderformen wie Comics, in denen die gesprochene Sprache in Form von Sprechblasen wiedergegeben wird.

Die wörtliche Rede wird auch in Sachtexten dann angewendet, wenn es auf den exakten Wortlaut ankommt, beispielsweise in einem Zeitungsartikel, wenn die Äußerungen einer in der Öffentlichkeit stehenden Person zitiert wird:

Beispiel: Auf seiner Deutschlandreise im Juni 1963 wird US-Präsident John F. Kennedy frenetisch gefeiert – vor allem nach seinem Bekenntnis: „Ich bin ein Berliner!“ (ZeitOnline, „Das erlösende Wort”. Von Rolf Steininger, 6. Juni 2013).

Inquit-Formel

Die Inquit-Formel (vom lateinischen Wort inquit, „er sagt“ bzw. „er sagte“), auch Begleitsatz genannt, ist eine Redeeinleitung. Sie kann vor oder nach einer direkten Rede stehen. Sie kann auch in die direkte Rede eingeschoben werden und diese unterbrechen.

Beispiele: Er sagt: „Hier ist schön.“ / „Der Mann hat private Probleme“, wirft Rosentreter ein. (Corpus Delicti) / „Frau Mia Holl“, korrigiert Lizzie, „geht derzeit nicht arbeiten.“ (Julie Zeh, Corpus Delicti)

Der Begleitsatz ermöglicht die Zuordnung der wörtlichen Rede zu einer bestimmten Figur.

Beispiel: Peter fragt: „Wie geht’s dir?“

Der Begleitsatz präzisiert häufig, auf welche Art sich eine Person anhand ihres Gesprächsverhaltens, ihrer Expressivität oder ihrer Untertöne ausdrückt:

Beispiele: „Ich bin so müde“, gähnt Sophie; "Du hast mir also aufgelauert!" rief Georg / „Ja. Deinem Freunde", sagte der Vater mit Betonung. (Franz Kafka, Das Urteil)

Der Begleitsatz kann Wertungen aus der Perspektive des Autors enthalten. Solche Elemente können manipulativ wirken, indem sie behaupten, die vom Erzähler vorgenommene Wertung sei diejenige der sprechenden Person.

Beispiele: „Verkauf ist immer eine Chefsache“, ist er überzeugt. /Der Schneider freut sich: „Das Kleid ist fertig.“

Der Begleitsatz verwendet Verben, die Denkvorgänge, Redehandlungen und Interaktionen bezeichnen, wie zum Beispiel „sagen“, „fragen“, „antworten“, „schreien“, „rufen“, „bieten“, „nicken“, „flüstern“, „keuchen“, „jammern“, „meinen“, „erklären“, „erwähnen“ etc.