Das alltägliche Leben im Hinterhaus

Das organisierte Zusammenleben

Beim Hinterhaus in der Amsterdamer Prinsengracht 263 handelt es sich um ein schmales, hohes, knapp 60 Quadratmeter großes Gebäude, das von der Straße aus nicht zu sehen ist und nur über eine einzige Tür, die später mit einem drehbaren Bücherschrank verkleidet wird, mit dem Vorhaus verbunden ist. Es besitzt drei kleine Zimmer, eine Toilette mit Waschbecken, eine Küche und einen nicht isolierten Dachboden.

Da die acht Untergetauchten gemeinsam auf einer sehr kleinen Fläche eingesperrt leben müssen, ist die Privatsphäre für jeden von ihnen erheblich beeinträchtigt. Momente des Alleinseins gibt es kaum. Des Weiteren machen die schlechten hygienischen Bedingungen, die knappe Essensrationierung, die ständige Angst vor Entdeckung und vor den Bombardierungen des draußen tobenden Kriegs den Alltag im Hinterhaus zu einer wahren Herausforderung für alle Beteiligten. 

Das eingeengte Zusammenleben und die zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen sorgen dafür, dass das alltägliche Leben im Hinterhaus laut Anne völlig anders ist als „in normalen Zeiten und bei normalen Leuten“ (S.130). Die Hinterhausbewohner müssen einen genau abgestimmten Tagesablauf, den Anne in ihrem Tagebuch festhält (vgl. S.124-127, S.133-135), diszipliniert einhalten. An ihm ist zu erkennen, dass alle Untergetauchten täglich eine genau aufeinander und auf das Büroleben abgestimmte Routine verfolgen. Sie richten beispielsweise abends gemeinsam die Betten her, damit sie um Punkt zehn Uhr die Fenster verdunkeln können (vgl. S.125) und legen ihre Mittagspause genau in den Zeitraum, in dem die Lagerarbeiter das Büro verlassen haben (vgl. S.126): „Ruhezeiten müssen im Interesse der allgemeinen Sicherheit unbedingt eingehalten werden!!!“ (S.76). 

Als der Zahnarzt Albert Dussel sich im Hinterhaus einrichtet, ist er beeindruckt davon, wie praktisch alles aufgebaut und organisiert ist. Besonders die von den van Daans aufgesetzte und ironisch verfasste Hinterhausordnung beeindruckt ihn nachhaltig (S.76f.).

Das Geheimleben

Alle Hinterhausbewohner müssen auch stets darauf achten, nicht von der Außenwelt entdeckt zu werden. Zur Geheimhaltung der eigenen Existenz gehört auch, dass alle Fenster nie geöffnet werden dürfen und Tag und Nacht mit Vorhängen abgedunkelt werden müssen (vgl. S.39). Aus dem Fenster schauen darf keiner von ihnen (vgl. S.41). Das Eingesperrtsein und die Enge im Hinterhaus bedrücken Anne schon nach wenigen Wochen: „Es beklemmt mich doch mehr, als ich sagen kann, dass wir niemals hinaus dürfen.“ (S.41).

Einen Großteil des Tages müssen die Versteckten in absoluter Stille verbringen. Da das Hinterhaus direkt an die Lagerräume der Opekta-Gesellschaft grenzt und die Lagerarbeiter nicht über die Existenz der Untergetauchten informiert sind, dürfen alle Hinterhausbewohner während der Bürozeiten nur ...

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