Anne Frank

Das lebensfrohe Schulmädchen

Anne Frank wird 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahre 1933 fliehen ihre Eltern mit ihr und ihrer drei Jahre älteren Schwester Margot in die Niederlande. Bis 1940 durchlebt Anne im Kreis ihrer Familie eine relativ wohlbehütete und unbeschwerte Kindheit. Sie besucht die Grundschule und danach das Jüdische Gymnasium.

Erst als Hitlers Streitkräfte die Niederlande erobern und besetzen, wird das junge Mädchen tagtäglich damit konfrontiert, wie erbarmungslos Juden von der neuen Besatzung diskriminiert und verfolgt werden. Die Judengesetze schränken die Rechte der Juden maßgeblich ein und versuchen, sie vom Rest der niederländischen Gesellschaft abzugrenzen (S.21). Da es Juden verboten ist, mit der Straßenbahn zu fahren, und Annes Fahrrad gestohlen wird, muss das dreizehnjährige Mädchen beispielsweise den langen Weg zum Gymnasium jeden Tag zu Fuß zurücklegen.

Trotz allem lässt Anne sich dadurch nicht den Mut und die Lebensfreude rauben. Als Anne ihr Tagebuch beginnt, geht es ihrer Familie zu dieser Zeit „noch immer gut“, das Leben mit den Einschränkungen für jüdische Bewohner sei „noch auszuhalten“ (S.21). Anne sehnt sich zwar nach einer wahren Freundschaft, hat ansonsten aber alles, was eine Jugendliche sich nur wünschen kann: „Ich habe liebe Eltern und eine Schwester von sechzehn, ich habe, alle zusammengezählt, mindestens dreißig Bekannte oder was man so Freundinnen nennt. Ich habe einen Haufen Anbeter, die mir alles von den Augen ablesen (…). Ich habe Verwandte und ein gutes Zuhause.“ (S.18).

Anne ist sehr gesellig und beliebt. Sie hat zusammen mit vier anderen Mädchen einen Club gegründet, der sich regelmäßig zum Tischtennisspielen trifft (vgl. S.23). Außerdem interessieren sich mehrere Jungen aus ihrer Klasse für sie (S.23), kurz vor dem Untertauchen sogar auch ein sechzehnjähriger Bekannter (vgl. S.28).

In der Schule ist Anne zwar nicht ganz so gut wie ihre brillante Schwester Margot, ist aber sehr ehrgeizig: „Ich möchte nicht schlecht sein“ (S.29) und kommt dank ihrer einfallsreichen und frech-fröhlichen Art sehr gut mit ihren Lehrern aus (vgl. S.24f.). 

 

Sehnsucht nach Vertraulichkeit und Freundschaft

Da Anne ihr wahres Wesen kontinuierlich nach innen kehrt, scheint es wenig verwunderlich zu sein, dass sie ein Verlangen nach Vertraulichkeit und wahrer Freundschaft verspürt. Selbst als Anne noch ihrem normalen Schulalltag nachgeht und von Freundinnen und Verehren regelrecht umringt wird, sehnt sie sich nach einer richtigen Freundin – einer Freundin, die nicht nur ihre äußere Seite kennt, sondern der sie auch ihr wahres Wesen enthüllen kann: „Ich kann mit keinen von meinen Bekannten etwas anderes tun als Spaß machen, ich kann nur über alltägliche Dinge sprechen und werde nie intimer mit ihnen.“ (S.18ff.). Genau aus diesem Grund hat Anne damit begonnen, ihr Tagebuch zu schreiben. Sie tauft es auf den Namen Kitty und hofft, dass es ihr eine intime Freundschaft ersetzen kann (vgl. S.20).

Als Anne mit ihrer Familie im Juli 1942 zum Untertauchen in einem Hinterhaus in Amsterdam gezwungen wird, wird ihre Welt mit einem Schlag auf den Kopf gestellt: „Es ist so viel geschehen, als hätte sich plötzlich die Welt umgedreht“ (S.32), notiert sie in ihr Tagebuch. Der Umzug in die geschlossene Welt des Verstecks intensiviert ihr Verlangen nach Vertraulichkeit und Intimität. Während sie in der Schulzeit durch „Vergnügungen und Freundinnen“ (S.79) abgelenkt wurde, gewährt ihr das Eingesperrtsein im Hinterhaus, das ihr Schutz bietet, viel Zeit, um über sich selbst, ihre Familie u...

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