Sophokles
Schätzungen zufolge wurde Sophokles 496/497 v. Chr. im kleinen Ort Colonus Hippius geboren, der ca. 3 Kilometer vor der Grenze Athens liegt, jedoch noch zur Stadt gehört. Gemeinsam mit Aischylos und Euripides gehört er zur Trias der großen Dramatiker aus der Blütezeit Athens. Sein Vater war vermutlich sehr wohlhabend und ermöglichte Sophokles eine umfangreiche Bildungserziehung, zu der sogar Musik und Tanz gehörten. Sophokles und seine Familie verkehrten in den gebildeten Kreisen der Stadt Athen.
Er genoss ein hohes Ansehen innerhalb der Stadt, weswegen ihm die Ehre zuteilwurde , diverse politische Ämter zu bekleiden. Zwischen 441 und 440 v. Chr. hatte er – gemeinsam mit dem bedeutenden Staatsmann Perikles – das Strategenamt inne, welches als wichtigstes Staatsamt der damaligen Zeit galt. Zur Zeit des Perikles hatte Athen ca. 40.000 Bürger mit vollen Bürgerrechten. Hinzu kamen etwa 70.000 Sklaven und ca. 150.000 Freie, von denen jedoch nur die Hälfte in der Stadt lebte.
In der Stadt Athen wurden zu Sophokles' Zeiten diverse Festivitäten veranstaltet, die sich jährlich wiederholten, so zum Beispiel auch einen Wettstreit zwischen verschiedenen Dichtern um den Preis für die beste Tragödie. Jedes Jahr waren drei Personen zugelassen: Jede von ihnen musste jeweils drei Tragödien und ein Satire-Spiel einreichen. Alle dieser Stücke wurden aufgeführt. Sophokles beteiligte sich im Alter von 25 Jahren zum ersten Mal und errang sofort den Sieg. Dabei bezwang er sogar den als unbesiegbar geltenden Aischylos. Er beteiligte sich fast jedes Jahr an diesem Wettbewerb und erlangte im Laufe seines Lebens insgesamt 17 Mal den Sieg, und wenn nicht, dann zumindest den zweiten Platz. Aus Sophokles' Feder stammen ca. 100 Dramen, jedoch sind nur sieben von ihnen erhalten und vollständig überliefert.
Seine bekanntesten Dramen neben König Ödipus, der zwischen 429 und 429 v. Chr. in Athen aufgeführt wurde, sind das Trauerspiel Antigone und das Intrigendrama Elektra. Sophokles dichtet jedoch nicht nur und engagiert sich für die Polis, ihm wird auch eine besondere Beziehung zu heilenden Göttern und Heroen nachgesagt. Er hat auch eine wichtige Rolle bei der Einführung des Asklepios-Kultes in Athen gespielt. Unter anderem sorgte er dafür, dass eine Kultstätte eingerichtet wurde, die sich schon bald großer Beliebtheit erfreute. Die Tatsache, dass Sophokles sich in den Dienst dieses Kultes stellte, war keine Absage an die Rationalität. Dennoch spricht sie dafür, dass er einen tiefen Glauben an die heilende Kraft göttlicher Mächte vertrat, den man auch in seinen Dramen spüren kann.
Im Jahre 406 v. Chr. starb Sophokles als fast Neunzigjähriger in Athen. Seine letzten Lebensjahre werden vom griechischen Bruderkrieg gekennzeichnet. Zum Zeitpunkt seines Todes war seine Heimatstadt belagert. Aus Respekt vor Sophokles als herausragender Persönlichkeit seiner Zeit lockerte der spartanische Feldherr Lysander jedoch für kurze Zeit seine Blockade und ermöglichte damit die Bestattung des Dichters im Familiengrab, welches sich außerhalb der Stadtmauern befand.