Stein
Der obdachlose Taxifahrer
Der Leser erfährt bezüglich des Taxifahrers Stein nichts über dessen familiären Hintergrund und sein Leben vor und nach der in der Erzählung dargestellten Zeit. Er ist wahrscheinlich unverheiratet und hat keine Kinder. Er verdient sich sein Geld mit Taxifahren, ist aber obdachlos. Er besitzt keine eigene Wohnung und zieht mit seinen drei Plastiktüten, in denen er sein gesamtes Hab und Gut aufbewahrt, durch die Stadt. Stein übernachtet „mal hier und mal da“ (S. 141). Findet er keinen Schlafplatz, so schläft er in seinem Auto.
Im Gegensatz zu anderen Obdachlosen ist Stein aber „sauber, gut angezogen, nie verwahrlost“ (S. 141) und hat Geld, da er arbeitet. Er mag Musik und hat für jede Art von Strecke eine spezielle Auswahl (S. 142). Stein ist ein ruhiger, „Ich hatte ihn noch nie schreien gehört.“ (S. 139-140) und höflicher Mensch: „Er bedankte sich und ging.“; „Danke, daß du mitgekommen bist.“ (S. 142).
Vor zwei Jahren hatten Stein und die Ich- Erzählerin eine kurze sexuelle Beziehung. Nachdem die Ich-Erzählerin nach drei Wochen genug von ihm hatte und ihn fortschickte, zieht er zuerst zu Christiane, die unter der Erzählerin wohnt und Teil ihres Freundeskreises ist. Danach lebt er bei Anna, Henriette und Falk sowie weiteren Personen aus dem Freundeskreis der Erzählerin.
Stein ist „ziemlich schön“ (S. 142): Er hat daher sexuelle Kontakte mit allen Personen des Freundeskreises der Ich-Erzählerin, auch eine homosexuelle Beziehung zu Falk (S. 142). Dennoch steht er stets außerhalb der Clique: „Er war dabei. Und auch nicht.“ (S. 142). Warum er dennoch bei ihnen bleibt, versteht die Ich-Erzählerin nicht: „…aus irgendeinem Grund blieb er.“ (S. 142).
Stein hilft als Modell in Falks Atelier, als Bühnenhelfer auf Annas Konzerten und als Besucher der Lesungen von Heinz im Roten Salon. Er passt sich diesem Freundeskreis an und „applaudierte im Theater, wenn wir applaudierten, trank, wenn wir tranken, nahm Drogen, wenn wir sie nahmen“ (S. 142).
Der Mitläufer
In vielerlei Hinsicht ist Stein dadurch ein klassischer Mitläufer, der von dem bestehenden Freundeskreis zwar aufgenommen, aber nicht wirklich ein fester Teil von diesem wird. Stein begleitet die Clique auf ihren Ausflügen und renoviert ihre heruntergekommenen Häuser, während die anderen Mitglieder sich unterhalten und vergnügen: „In den Häusern rissen wir die Tapete runter, entfernten Plaste und Elaste, Stein machte das; wir saßen im Garten, tranken Wein […] und redeten…“(S. 143).
Stein steht als einfacher Taxifahrer in einem Kontrast zu den Künstlern, Schauspielern und Musikern, die diesen Freundeskreis bilden und sich „über Castorf und Heiner Müller und Wawerzineks letzten Absturz auf ...