Kannibalismus
„Das Wort Kannibalismus geht auf Kolumbus zurück. 1492 schrieb er über die Insel Hispaniola, dass sich deren Bewohner vor den «Caniba» (oder «Canima») fürchteten, den angeblich menschenfressenden Einwohnern der Nachbarinsel. Das Wort Caniba wandelte sich im Spanischen einerseits zu «Caribe» und bezeichnete damit die Bewohner der karibischen Küste, andererseits zu „Canibal“ mit der Bedeutung Menschenfresser.“ (Quelle) Columbus beschreibt in seinem Bericht aber die Ureinwohner, die er gesehen hat, als simple und eher ängstliche, gastfreundliche und friedliche Menschen, die nackt lebten.
„Die zahlreichen Augenzeugenberichte anderer Amerikareisender schienen indes keinen Zweifel zuzulassen: Sei es der Italiener Amerigo Vespucci, der Franzose Jean de Léry oder der Deutsche Hans Staden – sie alle beteuerten, Zeuge kannibalischer Rituale geworden zu sein.“ (Quelle) Besonders die fantastischen Kupferstiche und Texte von Hans Staden verbreiten das Bild der Ureinwohner als Anthropophagen.
Der deutsche Landsknecht und Kanonier Hans Staden berichtet zum Beispiel in seinem Buch Wahrhafftige Historia und Beschreibung eyner Landtschafft der Wilden Nacketen, Grimmigen Menschenfresser-Leuthen, in der Newenwelt America gelegen (1557), wie er im Jahre 1554 im Urwald von Brasilien Zeuge eines grauenhaften Geschehens geworden sei: Ein gefangener Indianer vom Stamm der Cario sei erkrankt, die Tupinambá-Indianer hätten ihn daraufhin massakriert: "Sofort nehmen die Frauen den Toten, ziehen ihn über das Feuer, kratzen ihm die ganze Haut ab [...]. Wenn die Haut abgeputzt ist, nimmt ein Mann ihn und schneidet ihm die Beine über den Knien und die Arme am Leibe ab. [...] Danach trennen sie den Rücken mit dem Hintern vom Vorderteil ab. Das teilen sie unter sich. Die Eingeweide behalten die Frauen. Sie sieden sie, und mit der Brühe machen sie einen dünnen Brei, Mingáu genannt, den sie und die Kinder schlürfen [...]. Das alles habe ich gesehen, und ich bin dabei gewesen." (Quelle)
Diese Bilder und wirren Schilderungen entstammen der Fantasie der Autoren oder die die Folge der De...