Robert Seethaler
Robert Seethaler wird am 7.August 1966 in Wien als einziges Kind einer einfachen Arbeiterfamilie geboren: „der Vater Installateur, die Mutter Sekretärin, der Großvater ein Teerarbeiter“.[1] Er wächst in der österreichischen Hauptstadt auf. Aufgrund einer angeborenen Sehbehinderung muss er als Kind eine Grundschule für Sehbehinderte besuchen. Seine schwere Sehbeeinträchtigung verleiht ihm doch eine besondere Vorstellungseigenschaft: „Man merkt das gar nicht, ich trage ja Kontaktlinsen und Brillen, aber ich hab 19 und 18 Dioptrien und mehrere Augenoperationen. Das ist nicht so toll, aber andererseits hat es mich zu dem gemacht, der ich bin. Gerade dieses Schlecht-Sehen ermöglicht mir, eigene Visionen zu errichten. Mein Sehen ist eher ein innerliches. Menschen kann ich für mich genauer erfassen, wenn ich sie nicht ansehe.“[2].
Der junge Robert ist „ein Außenseiter: einen Kopf größer und dünner als die anderen. Zudem trug ich eine Brille mit aschenbecherbodendicken Gläsern.“[3]. Nach seinem Wechsel auf ein Gymnasium wird er dort „zu einem wilden Rabauken aus Eigenschutz. Mit 15 Jahren bin ich von der Schule geflogen, weil ich so ein schlimmer Schüler war."[4]. Dann probiert er verschiedene Jobs aus. „Ich habe eine Lehre als Verkäufer gemacht, war Botenjunge beim Kurier, einer österreichischen Tageszeitung, und habe auch kleine Texte für den Sportteil geschrieben. Außerdem war ich acht Monate lang auf einer Truthahnfarm in Israel, habe als Physiotherapeut gearbeitet und Platten verkauft.“[5]
Danach besucht Robert Seethaler die Schauspielschule in Wien. Er holt später das Abitur nach und beginnt ein Studium der Psychologie, das er jedoch abbricht. Er macht sich nachfolgend als Theater- und Filmschauspieler einen Namen. Viele Jahre lang spielt er in Fernseh- und Kinofilmen und steht in zahlreichen deutschen und österreichischen Städten auf der Theaterbühne.
Zum Schreiben kommt der Schriftsteller relativ spät, und zwar 38 Jahre alt: „2004 wurde ich an der Drehbuchwerkstatt München genommen, einem Fortbildungsprogramm an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Aus meinem ersten Drehbuch („Die zweite Frau“) entstand mein erster Roman, „Die Biene und der Kurt (2006)““.[6] Die Erzählung wird mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet.
Von der Bühne hat Robert Seethaler sich inzwischen zurückgezogen und spielt nur noch in ausgewählten Filmproduktionen mit. Er schreibt dann jedes zweite Jahr einen neuen Roman. Sein zweiter Roman „Die weiteren Aussichten“ erscheint 2008, „Jetzt wirds ernst“ wird 2010 veröffentlicht. Darauf folgen 2012 »Der Trafikant« und 2104 „Ein ganzes Leben“.
Die beiden Erzählungen „Der Trafikant“ (2012) und „Ein ganzes Leben“ (2014) werden große internationale Publikumserfolge und werden mehrfach übersetzt. Für seine Drehbücher und Romane wird der Autor vielfach ausgezeichnet und erhält zahlreiche Stipendien, darunter das Alfred-Döblin Stipendium der Akademie der Künste.
„Das Schreiben nennt er (Robert Seethaler) heute seine „dunkle Ecke“, in der er zu sich selbst komme. Doch auch in der Welt der Bücher ist er eher ein stiller Star – ein Bestsellerautor, der die Öffentlichkeit scheut, nur ungern Interviews gibt und live allenfalls auf Lesungen zu erleben ist.“[7]. Der gebürtige 1,98 Meter große Österreicher hat einen Sohn und lebt und arbeitet in Berlin und Wien.
[1] Der Standard.at, 10. März 2016, „Robert Seethaler: Ein Mann, der sich die Sätze schnitzt“ von Bert Rebhandl
[2] Deutschlandfunk,10.10.2018, „Schreiben ist die reine Hölle“, Robert Seethaler im Gespräch mit Katrin Heise
[3] Süddeutsche Zeitung, 15./16.9.2018, Interview von Julia Rothhaas
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Ebd.
[7] Deutschlandfunk,10.10.2018, „Schreiben ist die reine Hölle“, Robert Seethaler im Gespräch mit Katrin Heise
- Der Trafikant
Zu Beginn von Robert Seethalers Roman Der Trafikant (2012) ist die Hauptfigur der Geschichte Franz Huchel 17 Jahre alt. Er lebt als Einzelkind mit seiner Mutter in einem kleinen Fischerhaus in Nußdorf (…)