Merkmale des Krimis im Werk
Der Kriminalroman
Im Kriminalroman geht es klassischerweise um die Darstellung und die anschließende Aufklärung eines Verbrechens. Auch in „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ geht es um einen Kriminalfall. Ein Entführer, genannt Mister 2000, verschleppt seit drei Monaten in Berlin wahllos Kinder und verlangt von den Eltern 2000 Euro Lösegeld. Die beiden Protagonisten Rico und Oskar schaffen es schließlich, diesen Fall gemeinsam zu lösen.
Im Kriminalroman werden normalerweise die Psyche, die Lebenswelt, das soziale Umfeld und die Beweggründe des Täters geschildert. Andreas Steinhöfels Erzählung interessiert sich aber nicht besonders für Mister 2000, alias Marrak. Von den Taten des gefürchteten Aldi-Kidnappers erfährt der Leser lediglich durch die Medien und die Äußerungen der Figuren. Über Marrak wird nicht viel berichtet: Er ist als Bewohner der Dieffe 93 ziemlich unauffällig und deshalb schöpft Rico keinen Verdacht gegen ihn.
Die Begründung für die Kindesentführungen, die Mister 2000 selbst formuliert, lautet, er hätte Kinder eigentlich gern und sie nur deshalb gekidnappt, damit die Eltern besser auf sie aufpassen. Seine Behauptung: „Ich mag sie sogar sehr. Ihre Eltern sollten bloß ein bisschen besser auf sie aufpassen, mehr wollte ich gar nicht. Böse Welt da draußen. Das Geld war mir egal. Doch, doch, ist schon so, ich mag Kinder. Sogar behinderte!“ (S. 207) scheint nur ironisch gemeint. Marrak ist in Wirklichkeit tatsächlich grausam und brutal: Oskar sei „das fürchterlichste Kind“, das er je gesehen hat. Rico schlägt er, weshalb dieser eine Gehirnerschütterung erleidet. Sophia droht er, er würde ...