Entwicklungsroman
Beim Entwicklungsroman handelt es sich um eine literarische Gattung, welche die Handlung aus der Sicht eines meist jungen Protagonisten beschreibt. Dieser durchlebt verschiedene Entwicklungsstadien. Im Vordergrund stehen der seelische und der geistige Reifeprozess des Protagonisten sowie seine Erlebnisse, Erfahrungen und Auseinandersetzungen mit der Umwelt und Gesellschaft. In ihrer Entwicklung macht die Figur dabei oft mehrere Fehler, aus denen sie lernt und Rückschlüsse auf ihr zukünftiges Verhalten zieht. Im Nibelungenlied trifft die Definition des Entwicklungsromans vor allem auf den Helden Siegfried zu, der in die Welt zieht und viele Abenteuer erlebt, bevor er die schöne Prinzessin Kriemhild heiratet.
Der schöne Königssohn Siegfried ist von unglaublicher Stärke und einer besonderen Naivität gekennzeichnet. Wohlbehütet wächst er am Hof seiner Eltern in Xanten auf, der Junge ist schwer zu bändigen. Eines Tages schickt ihn sein Vater in die Welt hinaus, damit sein Sohn seine eigenen Erfahrungen sammeln kann. Zunächst weiß Siegfried nicht, was er tun soll. Ziellos wandert er umher, bis er im Wald auf den Schmied Mime trifft. Dieser macht sich über Siegfrieds Naivität lustig, doch erkennt er das Potenzial des jungen...