Erzähltechnik
Ich-Erzähler
Der Jugendroman »Nennt mich nicht Ismael!« wird aus der Perspektive des vierzehnjährigen Ismael Leseur heraus erzählt. Ismael nimmt die Position des Ich-Erzählers ein und verkörpert zugleich die Hauptfigur der Geschichte. Alles, was er berichtet, ist in der Ich-Form verfasst, z.B.: “Ich bin vierzehn Jahre alt und leide am Ismael-Leseur-Syndrom“ (S. 13).
Ein Erzähler, der eine Geschichte erzählt, in der er selbst als Figur auftritt, wird auch als intradiegetisch-homodiegetischer Erzähler bezeichnet. ‚Intradiegetisch‘ beschreibt dabei die Ebene der erzählten Welt. ‚Homodiegetisch‘ steht für den Erzähler, der ein Teil der erzählten Welt ist. Sofern der Erzähler darüber hinaus sogar als Hauptfigur in der Geschichte auftritt, spricht man auch vom autodiegetischen Erzähler.
Ein Ich-Erzähler, der zugleich als Figur auftritt, besitzt gewissermaßen zwei Identitäten. Ismael ist zum einen das erzählende Ich, d.h. derjenige, der rückblickend von seinen Erlebnissen berichtet. Innerhalb der Geschichte ist Ismael zum anderen das erlebende Ich, d.h. derjenige, der von Barry gemobbt wird, neue Freunde findet, sich in Kelly verliebt usw.
Darüber hinaus gibt sich Ismael nicht nur als Erzähler, sondern auch als Autor der Geschichte zu erkennen: „Deshalb habe ich beschlossen, alles aufzuschreiben.“ (S. 13). Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass Ismael eine fiktive Figur und damit auch ein fiktiver Autor ist. Der Teenager (und mit ihm auch alles, was er erzählt) ist die Erfindung des realen Autors, Michael Gerard Bauer, und muss daher klar von ihm unterschieden werde...