Sufismus

Gemeinschaft, Toleranz und Friede

Der Sufismus ist ein Oberbegriff für mehrere Strömungen des Islams, welche die Askese und Mystik in den Vordergrund stellen. Die Anhänger werden als Sufisten, die Ausübenden als Sufi und Derwisch bezeichnet. Statt eine Verknüpfung von Staat und Islam mit allen Mitteln anzustreben und zu erzwingen (wie beispielsweise der IS), sehen die Sufisten in ihrer Religion die Möglichkeit, die Seele zu reinigen und über innere Dimensionen Glauben zu erfahren.

Der Sufismus steht ganz klar für eine friedliche und tolerante Haltung und begreift sich als ein Gegenpol zur Radikalität des fundamentalen Islamismus. Der pakistanische Politikwissenschaftler, Analyst und Kolumnist Syed Qamar Afzal Rizwi erkennt im Sufismus eine wichtige friedensstiftende Möglichkeit zwischen den Kulturen und verweist auf dessen historische Bedeutung: „Die aufgeklärtesten Jahrhunderte der muslimischen Zivilisation waren vom Sufismus gekennzeichnet. Daher sollte man heute die Verbreitung seiner Lehren in Schulen und Moscheen global fördern. Denn der Sufismus verkörpert einige wichtige Grundwerte der islamischen Lehre: Humanismus, Mitmenschlichkeit und Philanthropie. Mit der stärkeren Förderung der Ideen des islamischen Sufismus könnten wir nicht nur ein Gegengewicht zum Extremismus schaffen, sondern auch zur zunehmenden Islamfeindlichkeit.“ (Quelle)

Legalismus versus Innere Versenkung 

Der Sufismus ist eine mystische Richtung des Islams, die im 8. Jahrhundert entstanden ist. Toleranz und Gemeinschaft stehen im Mittelpunkt, sodass der Sufismus einen weltoffenen und friedlichen Islam repräsentiert. Im Gegensatz zum Legalismus betont der Sufismus die innere Versenkung. (S. 42-43). Enttäuscht stellt Momo fest, dass er beim Blick ins Wörterbuch nicht wirklich schlau aus dieser Unterscheidung wird: „Nun gut, der Sufismus war keine Krankheit, […] er war eine Art des Denkens“ (S. 43). Auch eine weitergehende Analyse der einzelnen Wörter der Erläuterung bringt ihn nicht weiter. Seine persönliche Konklusion lautet, dass „Monsieur Ibrahim mit seinem Anisschnaps an Gott in der Weise der Muselmanen glaubte, aber in einer Art, die fast an Schummel grenzte“ (S. 43).

Momo regt sich besonders darüber auf, dass der Sufismus im Gegensatz zur strikten Befolgung von Gesetzen, dem Legalismus, steht. Der Gedanke, dass der Umgang mit M. Ibrahim daher schlecht für ihn ist, ist aber nicht mehr als ein geistiges Durchspielen von Gedanken. Vielmehr kommt er zu einem sehr ernüchternden Ergebnis: „Wenn aber gleichzeitig das Gesetz zu achten bedeutet, ein Rechtsanwalt wie mein Vater zu sein, mit einem grauen Gesicht und einem derart tristen Zuhause, dann bin ich lieber mit Monsieur Ibrahim zusammen gegen den Legalismus.“ (S. 44).

Beschneidung

Ein ausschlaggebender Moment der Erzählung ist darin zu erkennen, als der 13-jährige Momo feststellt, dass sowohl er als auch Mr. Ibrahim beschnitten sind. In diesem Moment wird ihm die tiefe Verbindung der Religionen bewusst: „Durch Mo...

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