Tagebuch

Bereits in der Antike finden sich Tagebücher, in denen die Menschen über den Alltag, das Wetter oder die Götter berichten. Das Tagebuch ist eine Sammlung täglicher oder regelmäßiger Eintragungen individueller Erlebnisse und Gedanken. Die einzelnen Tagebucheinträge werden meistens mit Datum und manchmal auch mit Überschriften versehen. 

Das Tagebuch enthält Erinnerungen und Beschreibungen der Ereignisse, die der Verfasser erlebt hat, und es wird von seinen Eindrücken und Gefühlen berichtet, zum Beispiel darüber, was ihn gefreut, überrascht, geärgert, beängstigt oder besorgt hat. Es zeichnet sich durch seinen privaten, persönlichen und intimen Charakter aus. Ein Tagebuch stellt ein einzigartiges Dokument dar, in dem der Verfasser Bruchstücke seines Lebens subjektiv schildert. Es ähnelt einem Brief an einen sehr engen Freund oder an einen vertrauten Menschen. Im Gegensatz zu einem Brief ist es aber an niemanden oder lediglich an eine fiktive Person gerichtet. 

Die Schreibweise eines Tagebuchs ist nicht immer wie in einem Aufsatz geordnet. Wenn der Verfasser spontan darüber nachdenkt, was er erlebt hat, dann geschieht dies häufig in Sprüngen. Er erinnert sich zum Beispiel an Vergangenes und blickt vielleicht auch nach vorne und äußert Wünsche, Hoffnungen, Pläne, Visionen oder Träume. Er benutzt im Allgemeinen die Ich-Perspektive und eine tägliche, unmittelbare Sprache, um authentische Momentaufnahmen zu schildern. 

Traditionell besteht das Tagebuch aus einem Heft, es kann aber auch mithilfe eines Computers erstellt werden. Manche wählen heute die Möglichkeit, ihre täglichen Eindrücke durch einen Blog öffentlich kundzugeben, und verlieren damit die Geborgenheit und das Geheimnisvolle, das ein Tagebuch bietet. Ein Tagebuch dient als Gedächtnisstütze, um Erinnerungen möglichst getreu und unverfälscht zu bewahren. Es bietet dem Verfasser auch eine Möglichkeit zur Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung in der Auseinandersetzung mit seinen Mitmenschen und seiner Umwelt.

Die Tagebuchform hat eine vielseitige Anwendung in der Literatur gefunden, z. B. in Gestalt echter Tagebücher von Persönlichkeiten. Fiktive Tagebücher sind von manchen Schriftstellern verfasst worden, um ihren Schriften einen Charakter von Authentizität zu verleihen. Ein echtes zeitgeschichtliches Zeugnis stellen z. B. die Aufzeichnungen von Anne Frank dar, die von ihrem ungewöhnlichen und tragischen Schicksal erzählen.