Justizroman
Mit dem Oberbegriff „Kriminalliteratur“, kurz auch Krimi genannt, wird ein Genre der Literatur bezeichnet. Ein Kriminalroman erzählt die Geschichte eines Verbrechens und seiner Aufklärung. Die Übeltat, wie zum Beispiel Betrug, Raub, Fälschung, Erpressung, Entführung, Mordversuch oder Mord, steht in dem Mittelpunkt der Handlung. Die Psyche, die Lebenswelt, das soziale Umfeld und die Beweggründe des Täters für sein Vergehen werden in der Erzählung beleuchtet.
Die ermittelnde Instanz, oft ein Kommissar oder ein Detektiv, tritt in den Hintergrund und versucht, auf der Grundlage einer rationalen Analyse der psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe die Tat aufzuklären. Es geht hierbei oft um die zentralen Fragen, wie Verbrechen geschehen können, warum Menschen zu Verbrechern werden und wie ihre Schuld auf dem Hintergrund von psychologischen und gesellschaftlichen Aspekten zu bewerten ist.
Der Justizroman bildet eine Unterkategorie des Kriminalromans und zeichnet sich dadurch aus, dass das Verbrechen schon geschehen ist: Der vermeintliche Schuldige ist vom Anfang an schon bekannt und meistens bereits verhaftet. Der Justizroman beginnt traditionellerweise dort, wo der Krimi endet, nämlich mit der Anklage gegen den Täter. Der Verteidiger muss versuchen zu erklären, warum der Angeklagte das Verbrechen begangen oder auch nicht begangen hat. Auch hierbei stehen die Lebenswelt, das soziale Umfeld, die Psyche und die Beweggründe des Täters für sein Vergehen im Mittelpunkt.
Das Gericht stellt im Justizroman den Hauptort des Geschehens dar. Es verkörpert die Gesellschaft und das kollektive Recht der Bürger. Es bestimmt im Allgemeinen zuletzt, ob der Angeklagte freigesprochen oder verurteilt wird.
Der Justizroman besitzt auch gemeinsame Bezüge zum Detektivroman. Auch hier steht eine Dreierkonstellation von Hauptfiguren im Vordergrund. Das traditionelle Dreieck „Opfer-Täter -Ermittler“ wird im Justizroman durch die Zusammensetzung aus „Angeklagte-Staatsanwalt-Verteidiger“ ersetzt. Der Verteidiger versucht, durch minutiöse Recherchen seinen Mandanten vom Tatvorwurf zu entlasten, und übernimmt dabei die Rolle des Detektivs oder des Kommissars. Während es im Kriminalroman und im Detektivroman darum geht, den Verbrecher zu stellen, ist die Wahrheitsfindung das Hauptthema im Justizroman. Die Geschichte wird aus Sicht des Verteidigers beschrieben, der als Held des Romans fungiert und Identifikationspotenziale anbietet. Der Justizroman thematisiert häufig das Verhältnis zwischen Schuld und Strafe sowie die Frage von Recht und Gerechtigkeit.