Commedia dell´arte
Die Commedia dell'arte, auch als Commedia improvvisa bezeichnet, ist ein Stegreifspiel mit überwiegend maskierten Typen, dargestellt von Berufsschauspielern. Eines der wichtigsten Merkmale der Commedia dell'arte und Unterscheidungsmerkmal von anderen Formen des Dramas ist die Perfektionierung einer bestimmten Figur durch den Schauspieler, der oftmals ein Leben lang ein und dieselbe Figur, durch einen sprechenden Namen und eine Maske charakterisiert, verkörpert. Die unveränderten Archetypen bilden das Herzstück jeder Aufführung.
Die Commedia dell'arte entsteht in der Renaissance etwa in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Oberitalien und hat ihre Wurzeln in den Karnevalsaufführungen von Venedig sowie in der altrömischen Posse Atellane. Im Zeitraum zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert werden die italienischen Volkskomödien von professionellen wandernden italienischen Schauspielertruppen, die oft im Familienverband agieren, über ganz Europa verbreitet und populär gemacht.
Die volkstümlichen Stücke sind durch Improvisation gekennzeichnet, doch kennt jeder Schauspieler eine Menge witziger Reden, Einfälle, Scherze und Zweideutigkeiten auswendig, die er für jede passende Gelegenheit bereithält. Die Szenarien der Komödien, die auf vor den Aufführungen knapp bestimmten Handlungsentwürfen beruhen, welche die typisierten professionellen Schauspieler verwenden, sind voll von Torheiten und durch derbe erotische und unglaubwürdige Begebenheiten geprägt und enden mit einem Happyend.
Tanz, Gesang, akrobatische und Zaubereinlagen gehören zu den Schauspielen, die oft auf rasch aufgestellten Budenbühnen in verschiedenen Ortschaften gezeigt werden. Die improvisierten Volkskomödien ergreifen anscheinend Partei für die Schwachen der Gesellschaft, kritisieren und verspotten die Machthabenden aber nicht. Die Darstellung gesellschaftlicher Probleme ist nicht Teil der Aufführungen. Ihr Publikum ist sowohl an Königs- oder Fürstenhöfen als auch auf Jahrmärkten und Dorfplätzen zu finden. Im Laufe der Zeit versuchen die katholische Kirche sowie der protestantische Puritanismus, die Commedia dell'arte aufgrund ihrer Unmoralität zu unterdrücken.
Die Commedia dell'arte übt einen großen Einfluss auf das englische, französische und deutsche Lustspiel des 17. und 18. Jahrhunderts und auf die Ausprägung der komischen Figuren in ganz Europa aus. Besonders der Sonnenkönig Ludwig XIV. ist ein großer Anhänger dieser Maskentheaterform und etabliert sie in Paris, wo sie bis zur Französischen Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts ihr europäisches Zentrum hat und ihre Blütezeit erlebt. Molière sowie Shakespeare orientieren sich bei der Konzeption mehrerer ihrer Stücke an den damals sehr beliebten und populären schlichten italienischen Komödien, die ab dem 19. Jahrhundert nach und nach ihren Reiz beim Publikum verlieren.