Medea
Königstochter, Priesterin und Zauberin
Der Namen der titelgebenden Protagonistin Medea kann aus dem Altgriechischen mit „Ratgeberin“, „Ratwissende“ oder „Beschützerin“ übersetzt werden. Sie ist die Tochter von Aietes, dem König von Kolchis, und die Nichte von Kirke, einer mächtigen Zauberin. Ihr Großvater ist der Sonnengott Helios (S. 39).
Medea ist eine Priesterin der Göttin Hekate, die sie als ihre Herrin verehrt (S. 37). Hekate verkörpert in der griechischen Mythologie eine sehr vielschichtige Göttin, die als Göttin der Hexerei, Magie und Theurgie gilt. Sie hat Medea den Umgang mit Zaubermitteln beigebracht. Ihre Hexenkunst hat diese in der Vorgeschichte der Handlung dafür genutzt, Iason beim Raub des Goldenen Vlieses zu helfen (vgl. dazu Epoche/Argonautensage). Zuvor wird sie mithilfe des Gottes Eros dazu gebracht, sich in ihn zu verlieben. Am Ende ihrer anschließenden Flucht, auf der Medea sogar ihren eigenen Bruder tötet, um den Vater aufzuhalten, gelangen sie nach Korinth, wo sie aufgenommen werden. Hier leben sie in den folgenden Jahren zusammen und bekommen zwei Söhne.
Die verletzte und wütende Mutter und Ehefrau
Medea und Iason leben sich aber im Laufe der Zeit auseinander. Nun beschließt Iason, sich eine neue und jüngere Frau zu nehmen und will Glauke, die Tochter des Königs Kreon, heiraten. Medea ist tief verletzt von dieser Entscheidung und klagt zu Beginn der Handlung über ihr Leid.
Sie wird schon im Prologos von ihrer Amme als „schwerblütig” und „unheimlich“ (S. 13) beschrieben, was die Grundlage für die Eskalation der Lage bildet. Sie kennt ihre Herrin lange genug, um zu wissen, dass aus ihrem verletzten Stolz großes Übel erwachsen kann. Medea schreckt nicht davor zurück, der neuen Braut ihres Mannes „das geschärfte Schwert durch das Herz“ (S. 13) zu stoßen und König Kreon und Iason zu ermorden. Sie wird nicht von ihrer Wut ablassen, „bevor sie jemanden niedergeschmettert hat“ (S. 17). Wer sich ihren Zorn zuzieht, der kann nur schwer über sie triumphieren.
Die Amme befürchtet darüber hinaus, dass Medea in ihrer Wut auch ihren Kindern Schlimmes antun wird, und bittet daher den Erzieher ihrer Kinder darum, sie nicht in die Nähe ihrer Mutter zu lassen. Sie ist sie sich nämlich nicht sicher, ob sie „wenigstens den Feinden, nicht den Lieben, Böses“ (S. 17) antun wird. Aus Medeas Kummer wird starker Zorn entstehen und nichts kann „die hochmütige, unversöhnliche Seele, gequält [...