Max von der Grün
Der deutsche Schriftsteller Max von der Grün wird am 25. Mai 1926 als Sohn der Dienstmagd Margarete von der Grün[1] und des Bauernknechts Adam Lauterbach in Bayreuth geboren. Weil seine Mutter ihre Arbeit beim Bauern nicht verlieren will, gibt sie ihren Sohn bald in die Obhut ihrer Mutter, die in der oberfränkischen Stadt Schönwald wohnt.
Bei seinen Großeltern verbringt der Junge seine frühe Kindheit. Er wird 1933 in Schönwald nur für wenige Monate eingeschult, bevor er im September zu seiner Mutter und ihrem neuen Ehemann, dem Schuhmachergesellen Albert Mark (1906-1945), nach Paulusbrunn in Tschechien 1933 zieht. Im Dorf besucht Max in den nächsten fünf Jahren (1933-1938) die Volksschule.
Beim Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland am 1. Oktober 1938 wird sein Stiefvater Albert Mark als „Zeuge Jehovas“ wegen Verbreitung illegaler Sektenschriften verhaftet und in das Zuchthaus Amberg eingeliefert. Am 14. Oktober 1938 kommt er als Schutzhäftling ins KZ Dachau und wird dort bis zum Ende des Krieges interniert.
Am 13.10.1938 kehrt der Zwölfjährige Max nach Schönwald zurück und lebt dort wieder bei seinen Großeltern in ärmlichen, aber friedlichen und sicheren Verhältnissen. 1941 wird er in der evangelischen Kirche konfirmiert und schließt in diesem Jahr die Volksschule ab. Da es ihm aufgrund der Inhaftierung seines Stiefvaters nicht erlaubt ist, eine weiterführende Schule zu besuchen, zieht er am 22.01.1942 zurück zu seiner Mutter in nach Mitterreich (Oberpfalz) und beginnt anschließend eine Kaufmannslehre in den Rosenthal-Porzellanfabriken in Selb-Plößberg.
Im August 1943 wird der Siebzehnjährige zum Arbeitsdienst nach Niederbayern und anschließend zur Wehrmacht einberufen. Als Fallschirmjäger und Funker leistet Max von der Grün Kriegsdienst an der französischen Front in der Bretagne, wo er 1944 von den US-Amerikanern gefangen genommen wird. Er gerät 1944 nachfolgend in Schottland und in den USA in Gefangenschaft. In den USA arbeitet er drei Jahre als Holzfäller, Baumwollpflücker, Zuckerrohrschläger und Bergmann in einer Kupfermine. „Drei Jahre Kriegsgefangenschaft waren meine Universität“, kommentiert er später diese Zeit. In dieser Periode beginnt er, sich nämlich für Literatur und klassische Musik zu interessieren, und liest die Bücher von Hemingway, Faulkner und John Steinbeck.
Nach dem Ende der amerikanischen Gefangenschaft kehrt Max von der Grün im Februar 1948 ins heimatliche Bayern nach Mitterteich zurück. Er wird zum Maurer umgeschult und übt verschiedene weitere Tätigkeiten aus. Nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit folgt er im Juni 1951 der Anwerbung für den Bergmannsberuf ins Ruhrgebiet. Er wird zuerst als Schlepper, dann als Hauer in Unna eingestellt und zwei Mal im Stollen verschüttet. 1954 heiratet er zum ersten Mal die Volksschullehrerin Lieselotte Köhler und 1955 wird seine Tochter Rita geboren. Im gleichen Jahr erzwingt ein schwerer Arbeitsunfall 1955 seine Umschulung zum Grubenlokführer, zu einem Beruf, den er bis 1963 ausübt.
Ab Mitte der 1950er fallen die ersten Schreibversuche des Autors, der erstmals Gedichte, Kurzgeschichten und Essays verfasst. Seine Schriften setzen sich damals überwiegend mit den schlechten Arbeitsbedingungen im Bergbau auseinander. 1959 macht er die Bekanntschaft des Direktors der Dortmunder Bibliotheken, Fritz Hüser, der sein erster Mentor wird. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der "Dortmunder Gruppe 61", die sich für die "künstlerische Auseinandersetzung mit der industriellen Arbeitswelt" einsetzt, und lässt 1962 seinen ersten Roman Männer in zweifacher Nacht erscheinen.
Sein zweiter Roman Irrlicht und Feuer (1963) löst ein Jahr später einen Skandal aus. Die gesellschaftskritische Schilderung der unmenschlichen Arbeitsbedingungen im Stollen und des Einsatzes einer neuen Maschine, die einen tödlichen Unfall provoziert, führen aber zu seiner fristlosen Entlassung. Er wird von der Maschinenfabrik wegen Schädigung ihres öffentlichen Ansehens verklagt, aber vor Gericht freigesprochen. Paradoxer Weise sorgt der Roman gleichzeitig für seinen Durchbruch als Schriftsteller und erreicht bis 1974 eine Auflage von 2,5 Millionen Exemplaren und wird 1966 von der DDR-Defa erfolgreich verfilmt.
Max von der Grün arbeitet ab 1963 als freier Schriftsteller und veröffentlicht in den nachfolgenden Jahren zahlreiche Romane, Erzählungen, Reportagen, Hörspiele und Theaterstücke. Zu seinen wichtigen Erzählungen gehören „Fahrtunterbrechung“ (1965), „Zwei Briefe an Pospischiel“ (1968), „Stellenweise Glatteis“ (Roman, 1973), „Flächenbrand« (1979) und „Die Lawine“ (1986).) Der produktive Autor verfasst auch Fernsehspiele wie „Schichtwechsel“ (1968), und Rundfunk-Features, wie „Smog“ (1966) oder „Wenn der Abend kommt“ (1973). In seinen Werken behandelt er vor allem Themen, wie Arbeitsweltalltag und Arbeitsbedingungen und -verhältnisse, aber auch Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.
Der Autor schreibt mehrere Kinderbücher, wie „Friedrich und Friederike“ (1983). Seinen berühmtesten Jugendroman „Vorstadtkrokodile“ lässt er 1976 erscheinen. Das Werk widmet er seinem behinderten Sohn Frank, den er 1968 in seiner zweiten Ehe mit Elke Hüser bekommt. Das Buch gehört noch heute zur Schullektüre und ist mehrfach verfilmt worden, so wie mehrere Bücher Grüns, die auch in viele Sprachen übersetzt und millionenfach verkauft worden sind.
Der Autor, der im Jahre 1983 seine dritte Frau Jennifer heiratet, hat in den Jahren bis zu seinem Tod am 7. April 2005, im Alter von 78 Jahren, viele Auszeichnungen und zahlreiche Literatur- und Kulturpreise erhalten, wie beispielsweise den Kulturpreis der Stadt Nürnberg (1974), den Warschauer Janus-Korczak-Preis (1979), den Ehrenring der Stadt Dortmund (1987) oder den Ruhrpreis für Literatur (1988).
[1] Die Familie „von der Grün“ stammt aus einem verarmten fränkischen Adelsgeschlecht.

Pendragon Verlag/Jennifer von der Grün - CC BY-SA 3.0
- Vorstadtkrokodile
Max von der Grüns Roman Vorstadtkrokodile (1976) zählt zu den Klassikern der Jugendliteratur und thematisiert Probleme, wie Behinderung, Inklusion, Ausländerfeindlichkeit, Freundschaft und Ablehnung, (…)