Analyse
Der Roman ist wohl das beliebteste Literaturgenre. Doch welche Merkmale hat eigentlich ein Roman – und welche davon hat „Homo faber“? Auf welche sprachlichen Besonderheiten sollte man achten? Und welches sind die richtigen Fachbegriffe für die vielen Stilmittel, die man in diesem Roman finden kann?
„Homo faber“ gibt sehr viele Anhaltspunkte zur genaueren Betrachtung. Diese Analyse ist eine gründliche, verständliche Bearbeitung der wichtigsten Punkte für eine vertiefende Beschäftigung mit Max Frischs berühmten Roman. Der Aufbau wird genau erklärt und man findet eine Inspiration für das Verfassen eines Basissatzes. Außerdem nimmt sich die Analyse die wichtigsten Stellen genauer vor und wird zum „Vergrößerungsglas“: Nicht nur die Einleitung, sondern auch der Einleitungssatz werden hier ganz genau untersucht. Durch zahlreiche Textbeispiele und –belege ist jede Aussage nachvollziehbar.
Roman
Ein Roman ist ein literarisches Prosawerk umfangreicherer Art. Es gibt verschiedene Subgenres des Romans, wie zum Beispiel den Kriminalroman oder den Briefroman. Bei „Homo faber“ handelt es sich um einen Rollenroman: Die Geschichte wird vom Protagonisten erzählt, aus seiner Sicht und stark gefärbt von seiner Persönlichkeit. Anhand seines Berichts kann der Leser den Zustand und die Rolle, in der Faber sich befindet, erkennen.
Ein Roman kann nicht nur, aber auch durch seinen Umfang von der Kurzgeschichte und, in den meisten Fällen, von der Novelle abgegrenzt werden. Außerdem hat der Roman nicht solch typische, festgelegte Merkmale wie die Kurzgeschichte, die ohne Einleitung in die Handlung springt, oder die Novelle, in der etwas Ungehörtes, eine Neuigkeit, erzählt wird. Der Roman ist freier in der Form. Wichtig ist, dass er eine fiktionale Geschichte erzählt. Im Roman gibt es keine Akte und Szenen wie im Drama, und keine Strophen und Verse wie in der Lyrik (Ausnahme ist der mittelalterliche Versroman). Im Roman kann es verschiedene Erzählformen geben, z. B. den auktorialen oder den personalen Erzähler. In Max Frischs „Homo faber“ ist die Hauptfigur gleichzeitig der Icherzähler. Der Inhalt eines Romans ist sehr frei, auch die Intention des Autors kann sehr unterschiedlich sein. In einem Roman können gesellschaftliche Tendenzen verarbeitet werden, es kann die Schilderung einer persönlichen Geschichte sein. Ein Roman kann bilden, oder er kann unterhalten.
Basissatz
Max Frisch, ein berühmter schweizerischer Autor, schrieb den Roman „Homo faber – Ein Bericht“, der im Jahre 1957 vom Suhrkamp-Verlag veröffentlicht wurde. Dem Genre nach ist „Homo faber“ ein Roman, jedoch soll es sich bei der Textsorte um einen scheinbaren Bericht handeln. Das Thema dieses Romans ist der moderne, rational handelnde und arbeitende Mensch und seine Fehler und Irrtümer, die er insbesondere aufgrund seiner modernen Weltanschauung begeht. Hauptfigur ist die Person und der Icherzähler Walter Faber, der auf einer seiner Geschäftsreisen in eine Reihe von Zufällen gerät, die sein Leben völlig aus der Bahn werfen. Höhepunkt der Verwirrungen ist es, dass er unwissend eine inzestuöse Beziehung mit seiner Tochter eingeht, die dann, nach einem Unfall, stirbt. Faber beschließt am Ende, schwerkrank, zu der Mutter seiner Tochter zurückzukehren, die einst seine große Liebe gewesen war.
Einleitung
Eine eindeutig erkennbare Einleitung hat der Roman „Homo faber“ nicht. Jedoch könnte man eine Zäsur an der Stelle vermuten, an der das Flugzeug abhebt und die Reise beginnt, auf die Walter Faber, Hauptfigur und Icherzähler der Geschichte, sich begibt (S. 7). Denn auf dieser Reise sollen sich all die wichtigen, lebensentscheidenden Dinge abspielen, die den Protagonisten aus seiner Routine reißen. Bis zu diesem Punkt ist der Text nur eine Zustandsbeschreibung, aber es gibt noch keine richtige Handlung. Das lässt sich auch daran erkennen, dass sowohl der „junge Deutsche“ als auch alle anderen einfach nichts tun, und dies explizit benannt wird, weil es dem Erzähler auffällt.
In diesem ersten Abschnitt werden bereits vier Personen eingeführt. Man bekommt Informationen dazu, wo der Erzähler sich zu welcher Tageszeit befindet, dass er im Begriff ist, eine Flugreise anzutreten, und wer sich neben ihn setzt. Auch über den Gemütszustand des Protagonisten erfährt man etwas. Faber ist nervös, sehr müde und im Begriff, zu schlafen. Der Sitznachbar, der junge Deutsche, wird etwas genauer in seinem Verhalten und Aussehen beschrieben. Als Weiteres tritt eine Stewardess auf, die eine Zeitung austeilt. Zuletzt wird noch ein Hinweis dazu gegeben, dass der Protagonist sich in einer Liebesbeziehung mit einer Frau namens Ivy befindet. Sie habe auf den Erzähler vor dem Abflug drei Stunden „eingeschwatzt“, obwohl sie doch wisse, dass er, der Erzähler, nicht heiraten wolle.
Der Erzähler scheint sich in einem eher unangenehmen Zustand zu befinden, so viel ist nach der Einleitung klar. „Ich war froh, allein zu sein.“ – Mit diesem Satz fasst er seine Gefühle in Bezug auf die Abwesenheit von Ivy zusammen. Die Beziehung scheint nicht harmonisch, was sich im weiteren Verlauf des Romans bestätigt. Zu der „schwatzenden“ Frau kommen die Nervosität und di...