Romantik

Die Literaturepoche der deutschen Romantik kann ungefähr auf den Zeitraum von 1795 bis 1848 datiert und eingegrenzt werden. Sie lässt sich in die Frühromantik (1798–1804 / Zentrum Jena), die Hochromantik (1804–1818 / Zentrum Heidelberg) und die Spätromantik (1816–1848 / Zentrum Berlin) einteilen.

Die Vertreter der Romantik wenden sich gegen die Rationalität der Aufklärung und die Strenge der Klassik: Das Gefühlsleben des Menschen soll im Mittelpunkt stehen. Die Schriftsteller stellen sich gegen die zunehmende Industrialisierung und den technischen Fortschritt. Sie erfinden eine Gegenwelt in der Fiktion und benutzen ihre Fantasie dazu, um die reale Welt zu verwandeln. Sie sind sehr stark durch die Schönheit der Natur und ihre Naturerfahrungen geprägt und nutzen diese oft als Inspirationsquelle, um sich durch Träume der Realität zu entziehen.

Wesentliche Merkmale der literarischen Werke dieser Epoche sind Naturverbundenheit sowie die Kritik an der Vormacht von Wissenschaft und Vernunft. Darüber hinaus widmen sich die Autoren Themen wie Sehnsucht und Liebe. Zentral ist die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten und der menschlichen Psyche.

Die Romantiker sehnen sich nach einer idealen Vergangenheit, meist nach dem Mittelalter, zurück, in der die Gesellschaft noch durch eine einheitliche Struktur geprägt worden ist. Die mittelalterlichen Sagen, Märchen, Dichtungen und Volkslieder werden wiederbelebt und sind wieder populär. Die Muse inkarniert die natürliche Schönheit und die Kunst. Die „Blaue Blume“ fungiert als das zentrale Symbol der Romantik. Sie symbolisiert die Sehnsucht und das Streben nach unerreichbaren Idealen.

Beliebte Themen sind Philosophie, Bürger- und Menschenrechte sowie das Verhalten des Menschen, beliebte Motive stellen die Nacht, die Natur, die Einsamkeit, die Wanderschaft und das Nationale dar. Die vorherrschenden Textsorten der romantischen Literatur sind der Roman, die Novelle, das Fragment, das Märchen und das volkstümliche Gedicht. Die Sprache der romantischen Poesie zeichnet sich oft durch einfache Volkstümlichkeit aus.

Die Lyrik und die Dichter werden deshalb verehrt, weil sie es vermögen, mit ihren „Zauberwörtern“ die Natur zum Sprechen zu bringen, und weil sie die gewöhnliche Welt romantisieren. Die romantische Ironie wird dazu verwendet, um die Unvereinbarkeit von romantischem Ideal und Wirklichkeit zu betonen. Mit dem Begriff der romantischen Ironie wird eine ästhetische Technik beschrieben, mit welcher der künstlerische Schaffensprozess im Kunstwerk selbst reflektiert wird. Durch die ironische Reflexion distanziert sich der Erzähler von den handelnden Figuren.

Die romantische Ironie darf nicht verwechselt werden mit dem rhetorischen Stilmittel der Ironie, bei der das Gesagte das Gegenteil des eigentlich Gemeinten ist. Vielmehr handelt es sich um eine ästhetische Technik, die im Kunstwerk selbst dessen eigene Produktionsbedingungen sichtbar macht und thematisiert. Mit der romantischen Ironie erhebt sich der Schriftsteller über sein eigenes Werk, stellt es infrage und nimmt auch sich selbst dabei nicht allzu ernst. Im Zuge der Selbstreflexion wird so das Prinzip der Objektivität und Wahrheit angezweifelt. Texte, die im Sinne der romantischen Ironie verfasst worden sind, sind daher vor allem deutungsoffen.

Bedeutende Vertreter der Romantik (1795–1848) sind unter anderen Joseph von Eichendorff, Clemens Brentano, E.T.A. Hoffmann, Ludwig Tieck und Novalis.

Merkmale

  • Wiederentdeckung des Mittelalters
  • Individualität,  Seele, Gefühle
  • Fantasie, Traumwelt
  • Liebe, Leidenschaft, Sehnsucht
  • Verherrlichung der Natur
  • Einheit von Mensch und Natur
  • Volkstümlichkeit, Nationalismus
  • Freiheit, Unabhängigkeit
  • Romantische Ironie

Wichtige Werke

Aus dem Leben eines Taugenichts

Das Marmorbild

Der goldne Topf

Der blonde Eckbert

Undine

Die Marquise von O... (zwischen Klassik und Romantik)

Der zerbrochene Krug (zwischen Klassik und Romantik)

Michael Kohlhaas (zwischen Klassik und Romantik)