Joseph von Eichendorff

Kindheit und Jugend

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wird am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien als zweiter Sohn von Adolf Theodor Rudolf (1756–1818) von Eichendorff und Karoline (1766–1822, geb. Freiin von Kloch) geboren. Er gehört demnach von Geburt dem Schlesischen Landadel an. Aus der Ehe entspringen insgesamt sieben Kinder, jedoch überleben nur drei: Joseph Eichendorff, sein älterer Bruder Wilhelm (1786-1849) und seine jüngere Schwester Louise (1804-1883).

Die Eichendorffs sind großzügig begütert, Eichendorffs Vater erwirbt Schloss Lubowitz von seinem Schwiegervater, außerdem kommen noch einige Anwesen und Güter im Umkreis hinzu. Er ist jedoch kein geschickter Gutsverwalte, und seine Familie lebt im Schatten permanenter Finanznöte. Dennoch wächst Joseph mit seinen Geschwistern wohlbehütet und glücklich auf. Während seiner Kindheit liest Eichendorff Abenteuer- und Ritterromane sowie antike Sagen und er startet die ersten literarischen Gehversuche.

Zunächst werden die Kinder von dem Privatlehrer und Theologen Bernhard Heinke unterrichtet, ab 1801 besucht Joseph mit seinem Bruder bis zum Schulabschluss 1805 das katholische Internat Matthias-Gymnasium in Breslau. Bis 1813 sind die Brüder unzertrennlich und besuchen dieselben Schulen und wählen sogar dieselben Fächer an derselben Universität. 1805 bis 1807 studieren die Brüder in Halle Jura. Nachdem die Universität aufgrund der napoleonischen Besetzung geschlossen worden ist, setzen Joseph und Wilhelm ihre Studien 1808 in Heidelberg fort. Allerdings müssen die beiden Brüder ihrem Vater einige Monate später während einer weiteren prekären Finanznot bei der Verwaltung der Güter helfen.

Während seines Aufenthalts in Heidelberg erhält Eichendorff erste Anstöße für seine schriftstellerische Tätigkeit, und zwar nicht zuletzt auch aufgrund der Begegnungen mit Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842). Eichendorff verlobt sich 1809 mit der 17-jährigen Aloysia Anna Viktoria („Luise“) von Larisch (1792-1855), die sechs Jahre später seine Ehefrau wird.

Soldat und Beamte

Eichendorffs Familie beschließt, dass die Gebrüder Eichendorff ihr Jurastudium in Wien beenden sollen. Joseph und Wilhelm verweilen ab November 1810 in der österreichischen Hauptstadt und legen 1812 erfolgreich ihre Prüfungen ab. In dieser Zeit schließt Eichendorff Freundschaften mit Friedrich und Dorothea Schlegl und dem Maler Philipp Veit.

Nach Abschluss des Studiums endet der bisher eng miteinander verzahnte Lebensweg mit seinem Bruder, als sich Joseph für die nationale Erhebung der Deutschen in Schlesien gegen Napoleon begeistert. Zusammen mit Philipp Veit tritt er 1813 in das Lützowsche Freikorps ein und nimmt an den Befreiungskriegen teil. Anfangs ist er Lützower Jäger, später wird er Leutnant.

Nach den Befreiungskriegen kehrt Eichendorff 1816 nach Schlesien zurück und nimmt im Juni eine Stelle als Referendar in Breslau an und in den folgenden Jahren ist er als schlecht bezahlter Beamter im preußischen Staatsdienst angestellt. 1818 verfasst er seine Märchennovelle Das Marmorbild.

Nach dem Tod des Vaters 1818 muss aufgrund der Misswirtschaft des Vaters ein Großteil der Güter der Familie verkauft werden. Mit dem Tod der Mutter 1822 geht auch noch das letzte Gut verloren. Das Schloss Lubowitz wird 1823 zwangsversteigert. Der Verlust seiner Heimat findet Niederschlag in seiner Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1826) und weiterhin in mehreren seiner Erzählungen.

Die Situation seiner Familie, in der zwischen 1815 und 1821 vier Kinder geboren werden, bessert sich, als Joseph 1821 zum Regierungsrat ernannt wird. Eichendorff wird 1823 an einem Ministerium in Berlin angestellt und 1824 als Regierungsrat nach Königsberg versetzt.

1831 kehrt er nach Berlin als einfacher Beamter im Kulturministerium zurück. Die kommenden Jahre sind von einer intensiven literarischen Arbeit geprägt. Der produktive Autor verfasst viele seiner Erzählungen, darunter Das Schloss Dürande (1837). Erst zehn Jahre später wird er 1841 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Er geht am 30. Juni 1844 nach einer schweren Lungenentzündung im Jahre 1843 in den Ruhestand.

Ruhestand und Tod

Die folgenden dreizehn Jahre vor seinem Tod sind wiederum rastlose Wanderjahre. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien kehrt er 1847 wieder nach Danzig zurück. Dort wohnt er mit seiner Frau Luise zusammen mit seiner Tochter Therese und ihrem Ehemann, dem die Familie beständig zu seinen jeweiligen Dienstorten folgt. Von 1847 bis 1848 wohnt er in Berlin und danach in Dresden. Ab 1849 lebt er sehr zurückgezogen in Berlin und übersiedelt 1855 nach Neiße, wo er am 26. November 1857 stirbt.

Eichendorff verfasst die meisten seiner Werke in seiner Zeit als Beamter, unter anderen die Gedichte und Erzählungen Nachts (1817), Das Marmorbild (1818), Aus dem Leben eines Taugenichts (1826), Mondnacht (1835), Sehnsucht (1836), Das Schloss Dürande (1837), Frühlingsnacht (1837), Meeresstille (1837) oder Winternacht (1839). Ausnahmen bilden hier nur seine frühe Lyrik, wie das Gedicht Abschied (1810), oder sein erster Roman Ahnung und Gegenwart (1815).

Nach seiner Pensionierung sind keine nennenswerten literarischen Werke von dem Autor mehr zu verzeichnen. Er beschränkt sich in dieser Phase seines Lebens auf literaturtheoretische Texte, wie „Zur Geschichte der neueren romantischen Poesie Deutschlands“ (1846) oder „Der deutsche Roman des 18. Jahrhunderts in seinem Verhältnis zum Christentum“ (1851). Außerdem nimmt er Übersetzungen aus der spanischen Barockliteratur vor.

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