Literarischer Hintergrund
Die „Neue Sachlichkeit“
Roths literarisches Werk wird der Epoche der „Neuen Sachlichkeit“ zugeordnet, die in etwa auf die Zeit zwischen 1918 und 1933 datiert wird. Wie bei vielen literarischen Strömungen kann auch hier die Dauer nicht ganz eindeutig bestimmt werden. Die Bezeichnung stammt von Gustav Friedrich Hartlaub, der als Direktor der Mannheimer Kunsthalle im Juni 1925 eine Ausstellung unter dieser Bezeichnung eröffnete, die zeitgenössische Kunst aufstrebender und auch unbekannter Maler ausstellte. Als zeitlicher Rahmen wird die Dauer der Weimarer Republik in Betracht gezogen, die nach dem Ersten Weltkrieg begann und mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 endete.
Hartlaub bezeichnete die Malereien seiner Ausstellung als die „Überwindung der expressionistischen Art“. Die Werke dieser Epoche bilden somit ein Gegenentwurf zu denen des Expressionismus und befürworten eine neue Art der Gegenständlichkeit und der Ästhetik von realen und alltäglichen Dingen, die sonst bisher nicht in der Kunst dargestellt wurden. Die Realität des Alltags und damit die stark veränderte Gesellschaft zwischen den beiden Weltkriegen bildeten das zentrale Thema dieser Kunstepoche. Die spezielle Art der konkreten Darstellung richtete sich auch gegen die avantgardistischen Kunstrichtungen, die am Anfang des 20. Jahrhunderts große Erfolge feierten.
Innerhalb der Kunstepoche der „Neuen Sachlichkeit“ unterscheidet man zwischen dem politisch motivierten Verismus, der sozialistische und kommunistische Inhalte vermittelte, dem Klassizismus, dessen Vertreter sich der traditionellen Techniken der Darstellung bedienten, und dem Magischen Realismus, dessen Darstellungsmethoden eine gewisse Nähe zum Surrealismus erkennen lassen.
Die Literatur dieser Epoche zeichnet sich dadurch aus, dass sie eine beobachtende Haltung einnimmt und die Geschehnisse aus der Distanz heraus erzählt. Dabei wird eine möglichst objektive Darstellung angestrebt. Um die Illusion der möglichst getreuen Abbildung der Realität zu erzielen, wurde unter anderem die Technik der Montage genutzt, bei der zum Beispiel Alltagsdokumente in den Text mit eingebunden wurden.
Diese künstlerische Bewegung war eine Antwort auf die vollständig veränderte Realität nach dem Ersten Weltkrieg. Die moderne Gesellschaft, die weit fortgeschrittene Industrialisierung und die schwierigen Lebensumst...