Treuebruch und Verrat
Verrat und Treuebruch kommen in vielen verschiedenen Facetten im Drama vor. Alle Hauptfiguren sind daran beteiligt. Selbst Götz, dem seine Ehre so sehr viel wert ist, wird am Ende aufgrund von Gewaltandrohung dem Kaiser gegenüber wortbrüchig.
Zwei Verrate und Treuebrüche nehmen doch einen entscheidenden Einfluss auf die Haupthandlung des Dramas und auf das letztendliche Scheitern von Götz: Einerseits der Verrat seines Jugendfreundes Weislingen, dem er sich sehr nahe fühlt, und anderseits der Treuebruch von Weislingens Frau, Adelheid von Walldorf, die große politische Ambitionen hegt und sich nicht scheut, ihren Mann zu vergiften, um ihr Ziel zu erreichen.
Weislingens Verrat
Nach der Gefangennahme von Weislingen durch Götz kommt es zu einer Erneuerung der Freundschaft zwischen den beiden Männern. Sie kennen sich bereits seit ihrer Jugend. Obwohl Weislingen zu diesem Zeitpunkt der Berater des Bischofs von Bamberg ist, erklärt er sich damit einverstanden, auf der Seite von Götz gegen seinen Herrn zu kämpfen. Um das Bündnis zu stärken, willigt Götz ein, dass er zudem seine Schwester Maria heiratet, und die beiden verloben sich daraufhin.
Doch Liebetraut wird vom Bischof ausgeschickt, ihn wieder an den Hof zurückzubringen, was diesem auch tatsächlich gelingt: „Wie er nun in sein Herz ging […] und viel zu sehr mit sich beschäftigt war um auf sich Acht zu geben, warf ich ihm ein Seil um den Hals, aus drei mächtigen Stricken, Weiber- Fürstengunst und Schmeichelei gedreht“ (S. 43). Weislingen erweist sich damit als sehr beeinflussbare charakterschwache Person, die stets nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist.
Zuerst bittet Weislingen den Bischof um Verzeihung dafür, dass er sich mit Götz zusammengetan hat (S. 44). Doch dieser weist ihn schroff ab und schickt ihn fort. Kurz bevor Weislingen geht, wird er von Franz zu der verführerischen Witwe Adelheid von Walldorf gerufen, die ihn vor seinem Abschied nochmals sehen will (S. 45). Er wird von der erotischen Anziehungskraft von Adelheid so gefesselt, dass er sein Versprechen gegenüber Götz bricht, sie heiratet und sich wieder mit dem Bischof gegen Götz verbündet. Auf Anraten von Weislingen wird nach einem Überfall auf Nürnberger Kaufleute zudem vom Kaiser die Reichsacht über Götz verhängt.
Der Verrat von Weislingen trifft deshalb Götz schwer, weil er für seine Freunde mit allem einsteht, was er besitzt – auch mit seinem Leben. Daher glaubt er zuerst nicht, dass Weislingen bundbrüchig geworden ist (S. 44). Er lässt zu, dass sich sein treuer Knappe Georg verkleidet, damit er in Bamberg die Wahrheit herausfinden kann. Als er zurückkehrt, berichtet Georg, dass er sich in der Verkleidung eines Bambergers unter großer Gefahr in die Stadt geschmuggelt hat und dort in einem Wirtshaus von der anstehenden Heirat zwischen Weislingen und Adelheid erfahren hat. Er hat auch gesehen, wie Weislingen sie zur Tafel führte.
Als Weislingen, nur von einem Knaben begleitet, in die Kirche geht, nutzt Georg die Gelegenheit und spricht ihn im Namen von Berlichingen an. Weislingen ist bestürzt und bittet den Knappen am nächsten Tag zum Gespräch (S. 50). Dort gibt er sich Georg gegenüber feindlich und lässt Berlichingen übermitteln, dass er ihm nichts schuldig sei und nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle (S. 51). Zud...