Götz und Weislingen: Alte und neue Welt
Zentral für die Handlung des Dramas ist die Darstellung des Niedergangs des freien und reichsunmittelbaren Rittertums deshalb, da die Macht der Territorialherren immer größer wird. Die mächtigen Fürsten wollen die ursprünglichen Rechtssysteme des Rittertums, zu denen unter anderem die Selbstjustiz in Form von Fehden gehört, unterbinden und damit ihre Macht stärken. Diese Änderungen schwächen gleichzeitig die Macht des Kaisers und des Rittertums. Im Drama symbolisieren Götz und Weislingen die alte und die neue Welt. Zu der alten Welt gehören auch Kaiser Maximilian und Götzens Knappen Lerse und Georg.
Götz als Symbol der alten Welt
Die Figur des Götz repräsentiert einen selbstbewussten Charakter, der die alten Rechte des Rittertums, wie Faustrecht und Fehden, mit viel Einsatz und Engagement verteidigt. Die Territorialfürsten streben hingegen die Durchsetzung des römischen Rechtes an (siehe dazu Epoche „Fehderecht versus Römisches Recht“).
Für Götz ist die neue Gesetzgebung der mächtigen Territorialfürsten nur darauf ausgerichtet, ihre Position zu stärken und die des Kaisers und der schwächeren Fürsten zu schwächen (S. 24). Daher lehnt er sich gegen die Obrigkeiten auf, die diese alten Formen der Auseinandersetzung zwischen den Rittern unterbinden wollen. Aufgrund seiner Haltung liegt Götz in Fehde mit dem Bischof von Bamberg.
Unter vielen Männern gilt Götz als Leitbild des Ritters: „Er ist das Muster eines Ritters, tapfer und edel in seiner Freiheit, und gelassen und treu im Unglück.“ (S. 96). Götz raubt reiche Kaufleute aus und gibt einen Teil seiner Beute an arme Menschen weiter. Er wird von Goethe, als Vorbild des Sturm und Drang, zu einem großherzigen Menschenfreund hochstilisiert, der sich für die Belange seiner Mitmenschen einsetzt und sich gegen unnötige Gewalt wendet: „Sie sollen mir einen stellen dem ich mein Wort gebrochen. Und Gott weiß, dass ich mehr geschwitzt hab meinem Nächsten zu dienen als mir, dass ich um den Namen eines tapfern und treun Ritter gearbeitet habe, nicht um hohe Reichtümer und Rag zu gewinnen.“ (S. 96).
Für Goethe ist Götz einer „der edelsten Deutschen“ und der damals nur vierundzwanzig Jahre junge Autor will mit seinem Werk das „Andencken eines braven Mannes“ retten. Daher sind die letzten Worte des Dramas auch ein Appell an die Nachwelt: „Edler Mann! Edler Mann! Wehe dem Jahrhundert das dich von sich stieß. […] Wehe der Nachkommenschaft die dich verkennt.“ (S. 119). Götz wird von Bruder Martin als der Mann bezeichnet, „den die Fürsten hassen, und zu dem die Bedrängten sich wenden“ (S. 13). Martin empfindet großen Respekt für Götz und will ihm die Hand küssen, was dieser aber ablehnt (S. 13).
Nach seiner Verbannung auf seine Burg fühlt sich Götz in der Ausübung seiner ritterlichen Pflichten völlig eingeschränkt. Er kann nicht mehr schlafen, findet keine Ruhe (S. 95) und fühlt sich aus dem Kreise der Ritterschaft ausgeschlossen (S. 97). Auch seine Knappen Lerse und Georg, die nun nicht mehr kämpfen dürfen, fühlen sich eingeschränkt. Besonders Georg ist nicht damit einverstanden, nun ein Jäger statt ein Soldat sein zu müssen.
Zudem kündigen die Unruhen im Umland den nun kommenden Bauern...