Interpretation
Die Interpretation von Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ geht zuerst auf drei eng miteinander verknüpfte Themen ein: Freiheit, Treuebruch und Verrat. Durch die ganze Erzählung hindurch spielen diese zentralen Elemente eine entscheidende Rolle.
Schon zu Beginn wird auf die Verweigerung der Schützenschuld durch die Stadt Köln angespielt, die einem Schneider seine Belohnung nicht zahlen will. Der historische Götz unterstützt ihn bei seinem Bemühen und beginnt eine Fehde mit der Stadt, die viele Jahre dauern wird. Damit erweist er sich bereits als zuverlässiger Mensch, der sich für andere einsetzt – koste es, was es wolle. Daher trifft ihn der Verrat durch seinen Jugendfreund Weislingen, der im folgenden Kapitel behandelt wird, besonders schwer.
Auch die Zusicherung des freien Geleits aus seiner Burg wird später von den Reichsrittern nicht eingehalten und Götz zusammen mit seinen Männern gefangen genommen. Weislingen wird zudem von der verführerischen Witwe Adelheid von Walldorf manipuliert und gegen Götz aufgebracht, was sie zu einer der schwierigsten Gegenspielerinnen von Götz macht, auch wenn sie sich niemals begegnen. Am Ende des Dramas wird auch Götz dem Kaiser gegenüber in einer Notlage wortbrüchig, was ihm viele Schwierigkeiten verursacht.
Götz steht als Figur für einen uneingeschränkten Freiheitsdrang. Seine kompromisslose Haltung bewirkt, dass er in Konflikt mit den sich verändernden Machtverhältnissen gerät, und erklärt, warum er als Vertreter der alten ritterlichen Werte nicht mit der Dynamik der längst veränderten Gesellschaft mithalten kann. Um diese Problematik zu verdeutlichen, wird daher differenziert auf diese Veränderungen eingegangen und wie sie durch die beiden Hauptakteure im Drama, Götz und Weislingen, verkörpert werden.
Der Bauernkrieg im Werk wird zudem beleuchtet, bevor Goethes Darstellung der verschiedenen Formen des Rechts im Drama unter die Lupe genommen wird. Typisch für den Sturm und Drang ist die Forderung nach der Humanisierung der Rechtspflege. Anhand von drei verschiedenen Szenen werden diesbezüglich verschiedene Ansichten und Darstellungen herausgearbeitet. Nachfolgend wird auf die durch Bruder Martin verkörperte Religionskritik eingegangen, die das Leben der katholischen Mönche als unnatürlich beschreibt, was die Vertreter des Sturm und Drang ablehnen. Abschließend wird die eiserne Hand von Götz sowohl aus einer geschichtlichen als auch symbolischen Perspektive erörtert....