Gottfried „Götz“
Der Familienmensch und der tatkräftige freie Ritter
Der freie Ritter Götz von Berlichingen ist mit Elisabeth verheiratet und hat mit ihr einen Sohn, Carl. Zu seiner Frau hat er liebevolles Verhältnis, was anhand seiner Anrede „Meine Liebe“ (S. 117, Z. 14) sichtbar wird oder wenn er bekennt: „Wen Gott lieb hat, dem geb' er so eine Frau“ (S. 67, Z. 29). Er hat auch ein inniges Verhältnis zu seiner Schwester Maria.
Für Götz von Berlichingen ist Familienzusammenhalt ein wichtiger Aspekt. Dies wird verdeutlicht, als er Maria und ihren Mann Franz von Sickingen in Sicherheit schicken will, als sein Schloss umlagert wird. Auch Maria verlässt ihren Bruder nur schweren Herzens (vgl. S. 74, Z. 15 ff.).
Der gottesfromme Götz vertritt die gesellschaftliche Schicht eines freien Reichsritters. Dem steten Verfall des Rittertums setzt er vehement sein Ideal entgegen und gibt zu, dass er vor allem „um den Namen eines tapferen und treuen Ritters […], nicht um hohe Reichtümer und Rang zu gewinnen“ (S. 96, Z. 24/25) kämpft. Uneigennützigkeit, Verantwortungsbewusstsein für das Wohl anderer, Tapferkeit, Bescheidenheit und Treue sind die Tugenden, durch die Götz einen freien Ritter kennzeichnet.
Vor seiner Frau Elisabeth nimmt er eine Art Rückschau auf sein Leben vor: Er habe immer für seinen „Nächsten“ (S. 96, Z. 24) gekämpft und sich für diesen eingesetzt, und zwar weniger als für sich selbst. Es sei ihm auch nicht darum gegangen, Reichtum zu erlangen oder ein hohes Ansehen. Das Hofleben mit dem „Schlenzen und Scharwenzen“ (S. 22, Z. 28/29) ist ihm zutiefst verhasst.
Götz ist ein Mann der Tat. In einer Gegenüberstellung zu seinem eigenen Leben charakterisiert Bruder Martin das Dasein von Götz als aktiv und tatkräftig (vgl. S. 11, Z. 29-34). Als über Götz von dem Kaiser die Acht verhängt wird und er unter Hausarrest auf seiner Burg eingeschlossen ist, kann er diesen „Müßiggang“ (S. 95, Z. 26) kaum ertragen.
Nicht agieren und den Truppen seines Herrn oder seinen Freunden nicht zur Seite stehen zu können, die womöglich „unschuldig mit[leiden]“ (S. 97, Z. 22/23) ist für den Tatmensch die höchste Strafe. Für dieses Tätigsein bricht Götz schließlich sein Gelübde gegenüber dem Kaiser und schließt sich den aufständischen Bauern an. Seine Überzeugung, für das Gerechte kämpfen zu müssen, steht über dem Gebot des Kaisers. Die Bannung bedeutet auch den Verlust der Freiheit, die für Götz das höchste Ideal verkörpert.
Freiheit als höchstes Bestreben
Das freie Rittertum zeichnet sich in hohem Maße durch den Begriff der Freiheit aus, nach der Götz von Berlichingen unaufhaltsam und bis zum Ende seines Lebens strebt. Sie stellt sich für ihn als das höchste Gut dar. Auf dem Sterbebett sind seine letzten Worte: “Freiheit! Freiheit!“ (S. 119, Z. 13).
Im Laufe des...