Sprache und Stil
Die anachronistische und authentische Sprache
In den Jahren 1770 und 1771 beschäftigt sich Goethe intensiv mit altertümlichen Wörtern und Redewendungen, die er in einer kleinen privaten Sammlung schriftlich festhält und die er in das Stück einbaut. Auch entnimmt der Schriftsteller Ausdrücke aus den Lebensbeschreibungen des Götz von Berlichingen, bezieht sich auf Stellen aus der Bibelübersetzung Martin Luthers und schöpft darüber hinaus auch aus seiner eigenen Zeit. Er lässt zum Beispiel Elemente der oberdeutschen Mundart mit einfließen, mit der er aufgrund seiner Kindheit und Jugend in Frankfurt in Kontakt gekommen ist. Der Frankfurter Dialekt wird beispielsweise dem Hauptmann in den Mund gelegt: “Wie geht’s junger Herr! Habt ihr ein paar Zinken abgerennt?“ (S. 68).
Der Sprache wird im Götz eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Die Besonderheit des historischen Dramas besteht darin, dass Goethe es nicht über die Gegenwart, sondern bewusst anachronistisch in der Vergangenheit belässt. Unterstützt wird dies beispielsweise dadurch, dass die Schauspieler mittelalterliche Kostüme tragen und nicht, wie sonst bisher üblich, Kostüme, die Abwandlungen französischer Hoftracht waren. Auch die Sprache ist im Stück bewusst altertümlich formuliert, um diesen Effekt zu verstärken.
Viele Textstellen im Drama sind durch die Verwendung älterer Sprachausdrücke und Redeweisen geprägt, die sich dem heutigen Leser oft nicht ohne Erklärung erschließen. Schon in der ersten Zeile des Werkes kommt dies zum Vorschein: „Hänsel, noch ein Glas Branntewein, und mess christlich.“ (S. 5). Während sich ein Wort wie Branntewein (Brandwein) einfach erschließt, so steht der Ausdruck „mess christlich“ im Kontext des Wirtshauses für die Aufforderung, reichlich und nicht geizig einzuschenken.
Götz nutzt dabei auch altertümlich wirkende Vergleiche: „Ich hab ihn losgelassen den Vogel, und er verachtet die gütige Hand, die ihm in der Not Futter reichte. Er schwirrt herum, weiß Gott auf welcher Hecke seine Nahrung zu suchen.“ (S. 59).
Auch der Sprachduktus der Figuren am Bamberger Hof ist nicht repräsentativ für die Reformationszeit, in der die Handlung sich abspielt, sondern spiegelt die höfische Sprache der Goethe-Zeit wider. Somit stellt Goethe historische Bezüge her, die jedoch nicht nur in der Epoche des 16. Jahrhunderts verankert sind, sondern auch seine eigene Zeit widerspiegeln.
Die Sprache des Dramas ist Prosa und nicht gereimt und bricht mit der formalen Strenge der klassizistischen Metrik und der Verwendung des Alexandriners.
Um eine möglichst authentische Figurensprache zu verwenden, hat sich Goethe auch aus den Lebensbeschreibungen des Götz von Berlichingen bedient und Begriffe oder Zitate in abgewandelter Form in das Drama übernommen. Etwa die Stelle, an der Götz zu Weislingen sagt: „Wisst ihr noch, wie ich mit dem Polacken Händel kriegte, dem ich sein gepicht und gekräuselt Haar von ohngefähr mit dem Ärmel verwischte?“ (S. 21). So heißt es in den Lebensbeschreibungen, dass ein Pole sich das Haar mit Eiern „gebicht“ habe.
Die bekannteste Stelle, die Goethe den Lebensbeschreibungen entnahm, legt er Götz in den Mund, als dieser auf seiner Burg festgesetzt ist und s...