Begriffsliste

  • Alliteration: Von Alliteration oder auch Stabreim spricht man bei der Identität der Anfangskonsonanten benachbarter Wörter. Häufig handelt es sich dabei um die hebungsfähigen Stammsilben, z. B. Kind und Kegel

  • Assonanz: Der Gleichklang der Vokale wird als Assonanz bezeichnet, z. B. Leib – leicht.

  • Ballade: Die Ballade stellt eine Zwischenform zwichen lyrischer und epischer Dichtung dar. Sie erzählt zwar eine Geschichte, bedient sich dafür jedoch lyrischer Darstellungsformen. Es wird unterschieden zwischen einer Volksballade, deren Verfasser unbekannt ist, und einer Kunstballade, welche sich wiederum in Unterkategorien einteilen lässt: Schauerballade (z. B. Goethes „Erlkönig“), Ideenballade (z. B. Schillers „Der Handschuh“), Geschichtsballade (z. B. Heines „Belsazar“) oder realistische Ballade (z. B. Fontanes „John Maynard“).

  • Elegie: Bei den Elegien handelt es sich um Trauergedichte oder Klagelieder, welche formal keine Einheit aufweisen. In der Antike bestanden sie aus Distichen. Ein Beispiel dafür bietet Goethes Gedichtszyklus „Römische Elegien“.

  • Enjambement: Bei einem Enjambement überspringt der Satz das Ende der Verszeile und setzt sich in der nächsten Verszeile fort. In diesem Fall entsteht keine Pause am Ende der Verszeile.

  • Figurengedicht

Ein Figurengedicht (auch Kalligramm) ist ein Gedicht, das durch die Form der Verse einen Gegenstand abbildet, der in symbolischer Beziehung zum Gedicht steht. Figurengedichte haben ihren Ursprung in der Antike, später erscheinen sie auch mit christlichen Figuren (Gittergedichte) und finden außerdem Anwendung in der barocken Lyrik. Der Dichter erzeugt durch die Anordnung der Verse ein Zusammenspiel von Text und Schriftbild.

  • Hebung/Senkung: Betonte Silben (Hebung) und unbetonte Silben (Senkung) in jeder sprachlichen Äußerung.

  • Hymne: Bei der Hymne handelt es sich um den Lobgesang eines Helden oder des Gottes bei kultischen Veranstaltungen oder Ritualen. Die strophische Form ähnelt der Ode. Nach Klopstock enstehen auch Hymnen in freien Rythmen. Ein Beispiel dafür ist Goethes „Ganymed“.

  • Kadenz: stumpf, klingend: Bei der Kadenz handelt es sich um den Versausgang. Endet der Vers mit einer einsilbigen Hebung (z. B. „Welt“) spricht man von stumpfer oder auch männlicher Kadenz. Endet der Vers mit einer zweisilbigen Senkung (z. B. „Sonne“) bezeichnet man die Kadenz als klingend oder weiblich.

  • katalektisch: Am Ende des Versfußes fehlt eine Silbe.
  • akatalektisch: Der Versfuß ist vollständig.
  • hyperkatalektisch: Am Ende des Versfußes ist eine Silbe überzählig.

  • lyrisches Ich: Das lyrische Ich ist ein vom Autor erdachter fiktiver Sprecher, der nicht mit dem Autor selbst gleichgesetzt werden darf. Dieser Sprecher zeigt sich in Personalpronomen ich oder wir sowie in Possesivpronomen mein, unser. Des Weiteren tritt er durch Ausrufe, Wunschäußerungen und Interaktionen mit einem fiktiven Gegenüber in Erscheinung.

  • Metrum: Das Versmaß oder Metrum ist eine regelmäßige Abfolge von Hebungen und Senkungen innerhalb eines Verses, welche den Leserythmus bestimmt. Das Metrum wird jedoch nicht immer konsequent durchgehalten. Durch unregelmäßige Füllungen entstehen katalektische, akatalektische oder hyperkatalektische Strukturen. Das feste Schema, nach dem sich die Hebungen und Senkungen innerhalb einer Verszeile abwechseln, bezeichnet man als Versfuß. Man unterscheidet folgende Arten des Versfußes:
    • Jambus: Abfolge von unbetonter und betonter Silbe (­–´), z. B „hinwég“
    • Trochäus: Abfolge von betonter und unbetonter Silbe (´–), z. B. „Lében“
    • Daktylus: Auf eine Hebung folgen zwei Senkungen (´– –), z. B. „Málerei“
    • Anapäst: Auf zwei Senkungen folgt eine Hebung (– –´), z. B. Regenschírm“
    • Spondeus: Abfolge von zwei betonten Silben (´´), z. B. „Éféu“
    • Amphibrachys: Zwei unbetonte Silben umschließen eine betonte (-´-) z. B. “ernéuert”

  • Ode: Übersetzt aus dem Griechischen bedeutet Ode „Gesang“. Die Ode ist strophisch gegliedert, enthält jedoch häufig keine Reime. In ihrem erhabenen Ton und Stil richtet sich die Ode meist an ein fiktives Gegenüber.

  • Reim: Die Reime können innerhalb eines Gedichts an unterschiedlichen Positionen innerhalb der Verszeilen auftreten:
    • Endreim: Die Schlusssilben zweier oder mehrerer Verszeilen sind gleichlautend.
    • Anfangsreim: Die Anfänge zweier oder mehrer Verszeilen sind gleichlautend.
    • Binnenreim: Binnenreime befinden sich im Inneren der Verszeile.

             Man unterscheidet mehrere Klangweisen eines Reims:

  • rührender Reim: „Mann“ – „man“, „dicht war“ – „sichtbar“
  • identischer Reim: „Maus“ – „Maus“
  • reicher Reim: „tugendreich“ – „jugendreich“, „Wahrheit“ – „Klarheit“
  • gebrochener Reim: „Banner“ – „kann er“
  • unreiner Reim: „Freude“ – „Seide“

Nach der Abfolge der gereimten Worte innerhalb der Strophe ergeben sich bestimmte Reimformen:

  • Paarreim: (aabb)
  • Kreuzreim: (abab)
  • umschließender Reim: (abba)
  • Schweifreim: (aabccb)

  • Sonett: Das italienische Sonett besteht aus zwei Vierzeilern (Quartetten) und zwei Dreizeilern (Terzetten). Das englische Sonett besteht aus drei Quartetten und einem Zweizeiler (Couplet).

  • Strophe: Metrische Einheit bestehend aus Verszeilen.

  • Vers: Jedes Gedicht hat Verse oder Verszeilen. Entsprechend der Anzahl und Art der Versfüße innerhalb einer Verszeile ergeben sich folgende Versformen:
    • Knittelvers: 4-hebiger Jambus mit Endreim, paarreimig, häufig unregelmäßig gefüllt.
    • Blankvers: 5-hebiger Jambus, ungereimt. Seit Lessing der klassische deutsche Bühnenvers.
    • Alexandriner: 6-hebiger Jambus mit einer Zäsur nach der dritten Hebung. Diese Form wurde überwiegend in der Barockdichtung verwendet.
    • Hexameter: 6-hebiger Daktylus mit Zäsur. Die ersten vier Versfüße können durch Spondeen ersetzt werden. Der letzte Versfuß eines Hexameters ist katalektisch.
    • Pentameter: 5-hebiger Daktylus mit einer Zäsur nach dem dritten Versfuß. Die ersten beiden Versfüße können durch Spondeen ersetzt werden. Der dritte und der sechste Versfuß sind katalektisch.
    • Distichon: Verspaar, welches aus einem Wechsel von Hexameter und Pentameter besteht.
    • Waise: Reimloser Vers innerhalb einer gereimten Strophe.