An den Mond
Einleitung, Aufbau und Metrik
Die erste Fassung des Gedichts „An den Mond“ entsteht zwischen 1776 und 1778. Es findet sich ohne Datierung in Goethes Briefen an Charlotte von Stein, wie auch Noten, die zum Singen der gedichteten Verse beigefügt sind. Folglich entstammt es der späten Phase des Sturm und Drang und stellt als ein Werk der Naturlyrik einen typischen Vertreter dieser Zeit dar.
Zehn Jahre später verändert der Dichter die Verse. Die neue Fassung befindet sich in Goethes Schriften aus dem Jahr 1789. Es ist möglicherweise in Italien oder nach der Rückkehr des Dichters aus Italien entstanden. Nachfolgend wird die spätere Fassung des Gedichts untersucht, die von einer mondbeschienenen Landschaft und der Trauer des lyrischen Ichs um eine verlorene Freundschaft oder Liebe handelt.
„An den Mond“ besteht aus neun Strophen zu je vier Versen, die im Kreuzreim gedichtet sind. Das Reimschema jeder Strophe ist folglich „abab“. Es treten nur rührende und reiche Reime auf. Die Kadenzen sind überwiegend stumpf/männlich. Das Metrum der Verse ist ein Trochäus. Die Verse eins und drei jeder Strophe enthalten vier, die Verse zwei und vier drei Hebungen.
Besonders auffällig sind die Strophen vier, fünf und sechs, die von Alliterationen geprägt sind: „Fließe, fließe, lieber Fluß!“, „Rausche, [...] Rast und Ruh, Rausche [...]“, „Wenn du in der Winternacht wütend überschwillst [...].“ Die Anapher „Rausche“ in der Strophe sechs wirkt intensiver dadurch, dass in beiden Fällen darauf ein Wort beginnend mit dem Buchstaben „f“ nachfolgt. Obschon dieses Gedicht zur Naturlyrik zählt, handelt der größere Teil der Verse von dem Gefühlszustand des lyrischen Ichs. „An den Mond“ lässt sich thematisch in drei Teile untergliedern.
Der erste Abschnitt
Der erste Teil besteht aus den ersten drei Strophen. In diesem Abschnitt spr...