Heidenröslein
Das „Heideröslein“ ist eines der bekanntesten Gedichte Goethes. Zu seiner Entstehungszeit studiert der Autor Rechtswissenschaften in Straßburg. Auf Herders Anregung hin unternimmt er häufig Reitausflüge in die Elsässer Landschaft, wo er in den Dörfern von einfachen Menschen Volksdichtung hört und sie anschließend bearbeitet.
Es wird vermutet, dass Goethe auf diesem Weg im Jahr 1771 auch die Bekanntschaft mit der Quelle zum „Heideröslein“ gemacht hat. „Sie gleicht wohl einem Rosenstock“ wurde bereits im 16. Jahrhundert von einem Unbekannten aufgezeichnet und weist einen sehr ähnlichen Refrain auf: „Liebst du mich, so wie ich dich, Röslein auf der Heiden.“ Diese Zeilen enthalten jedoch auch den größten Unterschied zwischen den Gedichten. Das Wort Liebe kommt in Goethes „Heideröslein“ nicht vor. Obschon das Gedicht zur Liebeslyrik zählt, ist seine Thematik wesentlich vielschichtiger und bedarf einer ausdifferenzierten Betrachtung.
Das „Heideröslein“ besteht aus drei Strophen mit jeweils sieben Versen. Die letzten zwei Verszeilen „Röslein, Röslein, Röslein rot, Röslein auf der Heiden“ wiederholen sich in allen drei Strophen. Das Gedicht ist in einem vier- bis dreifüßigen Trochäus verfasst und weist das Reimschema „abaabcb“ auf. Die dritte Zeile der ersten Strophe weicht von diesem Reimschema jedoch ab. Neben reichen Reimen „Heiden“ – „leiden“, „brach“ – „stach“ – „ach“, „dich“ – „mich“, verwendet der Autor unreinen Reim „Heiden“ – „Freuden“ und einen identischen Reim „di...