Der Sänger

Das Gedicht „Der Sänger“ entsteht im Jahr 1783, während Goethe am Hof des Herzogs Carl August von Weimar an seiner politischen Karriere arbeitet. Zeitlich eingeschränkt und überlastet von den zahlreichen Aufgaben als Beamter gerät er in eine dichterische Krise. Aus diesem Grund wird das Gedicht erst 1795 in dem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ veröffentlicht. Dort ist es das Lied eines alten Harfenspielers, der die Gesellschaft um Wilhelm in einer Gaststätte unterhalten soll. Obschon das Gedicht im Laufe der Zeit mehrere Veränderungen erfährt, wird es stets nur in diesem Kontext veröffentlicht und nie zum Bestandteil einer Gedichtsammlung erwählt.

Die Ballade besteht aus sechs Strophen zu je sieben Verszeilen. Die ersten vier Verszeilen jeder Strophe bilden einen Kreuzreim, darauf folgt ein Paarreim und abschließend tritt eine Waise auf. Das Reimschema jeder Strophe ist folglich „ababccx“. Das Metrum der Verszeilen variiert. Die Variation weist jedoch in allen Strophen das gleiche Muster auf. Damit ist der Aufbau der einzelnen Strophen identisch. Die Ballade wird von einem auktorialen Erzähler vermittelt, jedoch wird ein Großteil der Geschichte auch durch direkte Rede des Königs oder des Sängers erzählt. Alliterationen und Wiederholungen machen die Zeilen des Gedichts besondes eindringlich. Dabei kann das wiederholte Element nicht nur ein Wort oder eine Aussage sein, sondern auch ein identischer Satzbau, wie „Er setzt´ es an, er trank es aus“.

Inhaltlich erzählt das Gedicht eine Geschichte. Der König vernimmt in seinem Festsaal einen Gesang auf der Straße. Er ist so begeistert von dem Können des Sängers, dass er befiehlt, diesen zu ihm zu holen. Der alte Sänger tritt vor die hohe Gesellschaft und erfreut sie mit schöner Musik. Als Belohnung möchte der König ihm eine goldene Kette überreichen. Der Sänger lehnt dieses Geschenk jedoch ab und verlangt stattdessen nach einem Glas „besten Weins“. Er bedankt sich anschließend bei der Gesellschaft für den Trunk und ermahnt diese, für ihr Wohlergehen Gott zu danken.

Das Gedicht beginnt mit einem Befehl des Königs. Durch die Wiederholung des Fragewortes „Was“ wird seine Begeisterung unterstrichen. Die knappe Darstellung der auf den Befehl folgenden Handlungen betont die Macht des Königs und die eingespielten Abläufe am Hofe, sobald der Herrscher einen Wunsch äußert: „Der König sprachs, der Page lief; Der Knabe kam, der König rief.“

In der zweiten Strophe begrüßt der Alte die Gesellschaft. Auch hier findet sich eine Wiederholung, die das Gedicht eindringlicher gestaltet und die Bewunderung des Sängers für die Herrlichkeit der Anwesenden ausdrückt. Dies wird auch von der Alliteration „Welch“ – „Wer“ aufgegriffen. Der Alte vergleicht die Gesellschaft mit dem Himmel: „Stern bei Stern!“ Doch wird in der Frage „W...

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