Das Göttliche

Biografischer Kontext

„Das Göttliche“ verfasste Johann Wolfgang Goethe im Jahr 1783 in Weimar. An diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt ist er bereits ein sehr erfolgreicher Mann. Seine steile Karriere startete 1774 im Alter von nur 25 Jahren, als ihn der 17-jährige Erbprinz Carl August von Sachsen-Weimar in Frankfurt am Main kennenlernte und nach Weimar einlud. 

Goethe kam 1775 in Weimar an und wurde von dem jungen Regenten sogleich im Staatsdienst beschäftigt. Danach machte der junge Dichter eine kometenhafte politische Karriere: 1776 wurde er als Geheimer Legationsrat in den Geheimen Conseil der Landesregierung berufen. Drei Jahre später, 1779, übernahm er im Alter von nur 30 Jahren die Weimarer Kriegskommission sowie die Direktion des Wegebaus und wurde zum Geheimen Rat ernannt. 1782 stellte ihn der Herzog schließlich als Leiter der Finanzkammer an und verlieh ihm den Adelstitel.

In dieser Periode unternahm Johann Wolfgang von Goethe viele Reisen innerhalb Deutschlands, nach Polen und ins Elsass. Er entwickelte eine tiefe seelische Verwandtschaft zu der sieben Jahre älteren Hofdame und Mutter von sieben Kindern, Charlotte von Stein. Der Dichter pflegte auch gute Kontakte zu Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland, die auf seinen Wunsch hin von dem Regenten nach Weimar berufen worden sind. 

Bei all den Staatsdiensten blieb Goethe jedoch nur wenig Zeit zum Schreiben. In seinen ersten elf Jahren in Weimar veröffentlichte der junge Autor kaum etwas. Er befand sich zu Beginn der 1780er Jahre in einer Krise. Am 21. November 1782 schrieb er in einem Brief an seinen Freund Karl Ludwig von Knebel: „Ich habe mein politisches und gesellschaftliches Leben ganz von meinem moralischen und poetischen getrennt“. Der Dichter entwickelte den Wunsch, sich neu zu orientieren, und begann, sich mit verschiedenen Bereichen der Naturforschung intensiv auseinanderzusetzen. In diesem biografischen Kontext verfasste 1783 der adelige Minister Johann Wolfgang von Goethe sein Gedicht „Das Göttliche“.

Analyse

Aufbau

Das Gedicht besteht aus 10 Strophen zu 5 bis 7 Verszeilen. Die differierende Anzahl der Verse innerhalb der einzelnen Strophen unterliegt dabei keiner Regelmäßigkeit. Der stilistische Aufbau des Gedichts ist sehr schlicht und prägnant. Es enthält keine Reime und kein Metrum. Die Zeilen sind sachliche Aussagen ohne jegliche Gefühlsdarstellung. Der Leserhythmus ist ruhig und langsam.

Das Gedicht kann in drei Teile untergliedert werden. In den beiden ersten Strophen wird die Thematik vorgestellt. Die nächsten vier Strophen beschreiben das Verhältnis zwischen Menschen und Natur. Die letzten vier Strophen unterbreiten und vertiefen die Kernaussage der ersten beiden Strophen und preisen die guten Eigenschaften des Menschen.

Strophen 1 und 2

In den ersten beiden Versen der ersten Strophe wird eine positive philosophische Grundaussage getätigt. Im erhabenen Stil richtet sich das Lyrische Ich an die Leserschaft und stellt die folgende Forder...

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