Trüber Tag. Feld

Einführung

Die Szene „Trüber Tag. Feld“ ist ein Bestandteil der Gretchen-Tragödie. Diese Szene schließt an die Szenen „Walpurgisnacht“ und „Walpurgisnachttraum“ an und bildet gemeinsam mit der Szene „Kerker“ den Schluss der Tragödie, wobei in den beiden letzten Szenen verstärkt die Schuldfrage thema…

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Analyse

Fausts Verzweiflung

Die Szene eröffnet eine Aneinanderreihung von Exklamationen, die Gretchens Schicksal beschreiben und darüber Fausts Verzweiflung Ausdruck verleihen, das durch die abschließende Wortwiederholung noch betont wird: „Im Elend! Verzweifelnd! Erbärmlich auf der Erde lange verirrt und nun gefangen! Als Missetäterin im Kerker zu entsetzlichen Qualen eingesperrt das holde unselige Geschöpf! Bis dahin! dahin!“. Obwohl die Zeilen ungebunden sind, werden sie durch die Assonanz und die häufige Wiederholung des Vokals „e“ klanglich zu einer Einheit, welche verstärkt durch die präzise Wortwahl und die vielen Adjektive das Elend der jungen, zerbrechlichen Frau zum Ausdruck bringt. Inhaltlich wird nun klar: Gretchen ist weggelaufen, wurde verhaftet und eingesperrt. Der Begriff „Missetäterin“ deutet an, dass sie ein Verbrechen, den Mord an ihrem Kind, begangen hat.

Der anschließende Gedankensprung untermalt die Ambivalenz der Faustfigur. Denn plötzlich wendet der Gelehrte sich von seiner Verzweiflung ab und mit seinem Hass sowie den Schuldzuweisungen dem Teufel zu: „Verräterischer, nichtswürdiger Geist, und das hast du mir verheimlicht! – Steh nur, steh! Wälze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum! Steh und trutze mir durch deine unerträgliche Gegenwart!“. Mit dieser Anreihung von Exklamationen rügt Faust Mephisto dafür, dass er ihm das Schicksal Gretchens verheimlichte. Er beleidigt den Teufel und beschreibt gleichzeitig seine ablehnende Haltung, die er wahrnimmt.

Die Wortwahl und die Wortwiederholungen bringen Fausts Unmut umso deutlicher zum Ausdruck. Hier wird jedoch auch deutlich, wie unreflektiert der Gelehrte agiert und wie überfordert er von den Konsequenzen seines Handelns ist: Er hat doch selbst zu dem Tod der Mutter und des Bruders von Gretchen beigetragen, Gretchen entjungfert und schließlich allein gelassen. Mephisto hätte ihn folglich über die Konsequenzen nicht informieren müssen, die hätte er sich auch selbst erschließen können.

Schließlich vermischen sich Fausts Gefühle. Die nächste Passage seiner Rede wird mit der Alliteration „[…] Gegenwart! Gefangen!“ eröffnet. Zunächst ergeht sich Faust wieder in seinen mitleidigen, verzweifelnden Ausrufen: „Im unwiederbringlichen Elend! Bösen Geistern übergeben und der richtenden gefühllosen Menschheit!“. Mit dem Verweis auf die Gesellschaft, die gefühllos über die gefallenen Frauen richtet, schwingt auch eine Gesellschaftskritik mit: Die zeitgenössischen Menschen können kein Verständnis für die Fehler so jung…

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