Spaziergang
- Form, Reim und Metrik
- Mephistos Wutausbruch (V.2805-2812)
- Gretchens Mutter entdeckt das Geschenk (V.2813-2826)
- Margaretes Reaktion (V. 2827-2830)
- Der habgierige Pfarrer (V.2831-2840)
- Faust und Mephistos Kommentare (V. 2841-2848)
- Faust erkundigt sich nach Gretchen (V.2849-2860).
- Mephistos letzte Replik (V. 2861-2864)
- Fazit
Form, Reim und Metrik
Bei der Szene „Spaziergang“ handelt es sich um die dritte Szene der Gretchen-Tragödie. Sie folgt auf die Szene „Straße I“, in der sich Faust und Gretchen zum ersten Mal begegnen, und kommt gleich nach der Szene „Abend.“, in der Faust Gretchens Zimmer aufsucht und ihr ein Schmuckkästchen als Geschenk dalässt.
Die Szene „Spaziergang“ besteht aus einem Dialog zwischen Mephisto und Faust, der zahlreiche Elemente einer Komödie aufweist. Mephistopheles tritt an Faust heran und berichtet ihm verärgert, dass die fromme Mutter Margaretes den Schmuck gefunden und diesen anschließend aufgrund eines schlechten Gefühls in Bezug auf seine Herkunft dem Pfarrer übergeben hat. Gretchen ist darüber deshalb sehr enttäuscht, da sie sich über den Schmuck gefreut hat. Zudem möchte sie gern erfahren, wer ihr das Geschenk gebracht hat.
Faust befiehlt Mephistopheles, der jungen Frau ein weiteres Geschenk zu besorgen. Darüber hinaus soll der Teufel Kontakt zu Gretchens Nachbarin aufnehmen, um den schlechten Einfluss dieses leichten Frauenzimmers für die eigenen Zwecke nutzbar zu machen. So wird der grundlegende Plan zur Verführung Gretchens geschmiedet, der nachfolgend dann in der Szene „Der Nachbarin Haus“ in die Tat umgesetzt wird.
Das Reimschema variiert und wird daher in der Analyse in Verbindung mit dem Inhalt ausführlich betrachtet. Die vorherrschende Versform ist der Madrigalvers. Mit wenigen Ausnahmen liegt überwiegend ein drei- bis sechshebiger Jambus vor.
Mephistos Wutausbruch (V.2805-2812)
Während Faust in Gedanken auf- und abgeht, tritt Mephisto an ihn heran. Der Teufel ist außer sich vor Wut: „Bei aller verschmähten Liebe! Beim höllischen Elemente!/ Ich wollt‘ ich wüsste was Ärgers, dass ich’s fluchen könnte“ (V. 2805f.). Die als rührender Paarreim vorgebrachten Exklamationen sowie die verwendeten Anaphern machen seine Wut besonders deutlich.
Komisch ist dabei, dass Mephisto, statt den üblichen Ausruf „Bei Gott!“ zu verwenden, sich auf die „verschmähte“, also abgewiesene Liebe und das höllische Element beruft. Schlimmere Flüche fallen Mephisto nicht ein, jedoch bräuchte er sie, um seiner gesamten geballten Wut Ausdruck zu verleihen.
Fausts Antwort ist mit Mephistos nachfolgenden Sprechpassage durch einen umarmenden Reim verbunden: „Was hast? Was kneipt dich den so sehr?/ So kein Gesicht sah ich in meinem Leben!“ (V. 2807f.). Seine erste Frage lässt elliptisch das Personalpronomen weg. Die Anapher und Alliteration lassen seine Fragen umso eindringlicher erscheinen. Die Inversion in der Exklamation betont das Erschrecken Fausts über die Erscheinung des erregten Mephistos.
Mephisto beantwortet die Fragen zunächst nicht und bleibt in seinem Wutausbruch gefangen: „Ich möchte mich gleich dem Teufel übergeben,/ Wenn ich nur selbst kein Teufel wär!“ (V. 2809f.). Diese Exklamation Mephistos, die eine Binsenwahrheit enthält, zeichnet sich durch einen besonderen Humor aus: Der Teuf...