Die Gretchenfrage

Unangenehme Frage mit ausweichender Antwort

In der Szene „Marthens Garten“ stellt Margarete Faust die Frage, ob er ein gläubiger Christ sei: “Nun sag, wie hast du 's mit der Religion?“ (Z.3415, S.105). Faust antwortet auf diese Frage ausweichend: “Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut; (…)“ (Z.3418, S.105).

Diese nach dieser Szene sogenannte 'Gretchenfrage' bezeichnet eine Frage, die auf den Grund eines Themas oder Problems abzielt. Dem Befragten ist die Frage unangenehm, da eine ehrliche Antwort für ihn von Nachteil wäre. Die Situation zwischen Margarete und Faust macht dies deutlich. Faust, der um Margaretes Gunst wirbt, setzt alles daran, sie für sich zu gewinnen. Zwischen Faust und Margarete hat es bereits Annäherungen, wie den ersten Kuss, gegeben. Um Margaretes Gunst nicht zu verlieren, weicht er der Antwort aus, da er weiß, dass eine ehrliche Antwort Margarete nicht zufriedenstellen würde. Dabei lenkt er das Gespräch rhetorisch geschickt. Durch die Kosenamen, wie “mein Kind“ (Z. 3418, S.105), „Mein Liebchen“ (Z.3427, S.105), „du holdes Angesicht“ (Z.3431, S.105), wird deutlich, dass er Margarete nicht als gleichwertigen Gesprächspartner behandelt. Seine Erklärungen werden im Verlauf des Gesprächs schließlich immer abstrakter, sodass Margarete ihm intellektuell nicht folgen kann.

Gesprächsverlauf

Die erste Frage

Margaretes erste Frage zielt darauf ab, ob Faust ein praktizierender Christ sei. Mit seiner Reaktion klammert Faust diesen Bereich aber aus, indem er von seinem Gefühl zur Familie und religiöser Toleranz spricht: “Für meine Lieben ließ' ich Leib und Blut, /Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben“ (Z. 3419-3420, S.105). Deutlich wird bereits hier, dass auch Religiosität für Faust in erster Linie eine Sache ist, die vom Gefühl bestimmt wird. Dabei stehen jedem Einzelnen das Recht und die Akzeptanz zu, seinem eigenen Gefühl für Gott zu folgen.

Margarete reagiert mit großem Unverständnis: „Das ist nicht recht, man muß daran glauben!“ (Z.3421, S105). Für sie, streng und gläubig erzogen, stellt sich erst gar nicht die Frage, ob ein Leben ohne Gottesglauben möglich sei. Mit seiner Gegenfrage „Muß man?“ (Z.3422, S.105) stellt Faust das gesamte We...

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