Quellen und autobiografische Bezüge
Der historische Doktor Faustus
Prahler und Narr
Nur wenige historische Dokumente, die oft subjektive und widersprüchliche Informationen liefern, können das Leben des realen Doktor Faustus beleuchten. Heute bleiben sehr viele biografische Elemente der Figur sehr unsicher, unter anderem in Bezug auf sein Geburtsjahr und seinen Geburtsort, sowie sein späteres Wirken.
Doktor Faustus soll um 1480 in Knittlingen in der Nähe von Pforzheim geboren worden sein. Mehrere Spuren berichten von dem jungen Gelehrten in seiner Jugend, sie gelten aber nicht als gesichertes Wissen. Keine ganz verlässliche Quelle berichtet von der farbreichen Figur vor 1507. Der Abt Johannes Trithemius qualifiziert dann die Person in einem Brief als „Magister Georg Sabellicus Faust der Jüngere, Quellbrunn der Nekromanten, Astrolog, Zweiter der Magier, Chiromant, Aeromant, Pyromant, Zweiter in der Hydromantie“.
Der Abt beschreibt Faust weiter als reisenden Wahrsager und Traumdeuter, der von Stadt zu Stadt zieht. Er erhält ihm infolge in Kreuznach eine Stelle als Schulmeister und die Protektion von Hans von Sickingen, „Aber bald darauf begann er mit Knaben die schändlichste Unzucht zu treiben und entfloh, als die Sache ans Licht kam, der ihm drohenden Strafe.“ Für den angefeindeten Geistlichen war Faust ein „Landstreicher, leerer Schwätzer und betrügerischer Strolch, würdig ausgepeitscht zu werden, […], [ein] Narr und kein Philosoph“.
Sechs Jahre später bekräftigt 1513 der Kleriker Mutianus Rufus diese wenig schmeichelhafte Schilderung des Faust an einen Klosterverwalter: "Vor acht Tagen kam ein Chiromant nach Erfurt, namens Georgius Faustus Helmitheus Hedelbergensis, ein bloßer Prahler und Narr“.
Astrologe und Philosoph
Doktor Faust erhält in den nächsten Jahren offenbar Zugang als Astrologe zu hohen politischen Kreisen, dann er erhält einen fürstlicher Lohn, um im Jahre 1520 das Geburtshoroskop des Bamberger Fürstbischofs Georg III., eines der zeitgenössischen höchsten kirchlichen Würdenträger im deutschen Sprachraum, zu stellen.
1528 belegt eine Notiz des Leiters des Klosters Rebdorf bei Eichstätt den Aufenthalt des Astrologen "Georgius faustus" Fausts im Kloster Rebdorf bei Eichstätt. Im gleichen Jahr wird der Sterndeuter, der sich nun als „Dr. Jörg Faustus von Heidelberg" präsentiert, aus Ingolstadt wegen seiner Wahrsagerei ausgewiesen. Auch die Stadt Nürnberg muss er 1836 aufgrund folgender Begründung verlassen:"Doctor fausto, dem grossen Sodomitten und Nigromantico zu furr, glait ablainen."
Weitere Dokumente berichten von der Präsenz des Faustus an verschiedenen Orten in Süddeutschland. Ob es sich dabei um die gleiche Person handelt, weiß niemand. Auch der mysteriöse Tod des Doktors Johann Georg, Jörg Faust oder Johannes Faust um 1540 bei einem Explosionsunfall in Staufen im Breisgau bleibt im Dunkeln.
Die Faust-Sage
Bald nach dem Tod des Faust wurden Geschichten über ihn zu einer Sage weiterentwickelt. Er sei bei dem alchimistischen Versuch, Gold herzustellen, ums Leben gekommen. Sein Leichnam sei in grässlich deformiertem Zustand vorgefunden worden. Seiner Seele habe sich der Teufel bemächtigt.
Das undurchsichtige Leben des reisenden Wahrsagers, Sterndeuters, Traumdeuters und Alchimisten erregte die Fantasie seiner Zeitgenossen. Mal als Betrüger und Prahler geschmäht, mal als Weissager und Astrologe gelobt, erscheint er zuletzt als Zauberer und es wird behauptet, er habe einen Pakt mit dem Teufel ges...