Jeremias Gotthelf
Der Pfarrersohn
Geboren wurde der Schriftsteller Jeremias Gotthelf als Albert Bitzius am 4. Oktober 1797 in Murten im Schweizer Kanton Bern – dem sogenannten „Bernbiet“, in dessen Nordosten auch Die schwarze Spinne spielt. Der Vater Sigmund Bitzius (1747-1824) war ebenfalls Geistlicher. Gotthelfs Mutter war die dritte Ehefrau Sigmunds und hieß Elisabeth Bitzius-Kohler (1767-1836). Die Beamten- und Pfarrerfamilie gehörte zum Bildungsbürgertum des Stadtstaats, also zur gehobenen Schicht.
1805 siedelten die Bitzius` nach Utzenstorf südlich von Solothurn in eine ländliche Gegend über. Albert erhielt Latein- sowie Griechischunterricht von seinem Vater und las sehr viel. Von 1812 an besuchte er das Pädagogium (Gymnasium) in Bern. Im Anschluss daran schrieb er sich an der bernischen Akademie ein – also an der Vorläuferin der Universität. Albert Bitzius schloss 1820 sein theologisches Studium ab.
Danach wurde der 23-Jährige Vikar bei seinem Vater in Utzenstorf. Kurz darauf unterbrach er seine praktische Ausbildung, um in Göttingen weiter Theologie zu studieren sowie um seine Allgemeinbildung zu verbessern. Von dieser Universität aus unternahm er Studienfahrten nach Norddeutschland, über die Bitzius einen ersten literarischen Text abfasste.
Von 1831 bis zum Tod als Pfarrer in Lützelflüh
Als sein Vater 1824 unerwartet starb, hatte der künftige Schriftsteller das erforderliche, fünfjährige Vikariat noch nicht vollendet. Daher konnte Albert Bitzius die Pfarrstelle in Utzenstorf nicht übernehmen. Stattdessen wurde er Vikar in Herzogenbuchsee östlich von Solothurn. Er engagierte sich nun für eine bessere Bezahlung der Lehrer, was ihn in Konflikt mit den örtlichen Schulbehörden brachte. Der junge Mann wurde mehrfach versetzt, was von ihm als Versuch empfunden wurde, ihn zu maßregeln.
Schließlich trat Albert Bitzius 1831 die für sein Leben bedeutendste Pfarrstelle in Lützelflüh an. Er wurde ein Jahr später zum Nachfolger des inzwischen verstorbenen Ortsgeistlichen gewählt. Er heiratete dessen Enkelin Henriette Zeender (1805-1872) und bekam mit ihr drei Kinder: Marie Henriette, Bernhard Albert und Constantia Sophie Cäcilia.
Erziehung und Volksbildung
Bitzius schrieb regelmäßig für die liberal orientierte Zeitung „Berner Volksfreund“. Zu dieser Zeit pflegte er auch einen engen Kontakt zu den Führern der liberalen Bewegung der Stadt. Laut Verfassung der Republik Bern von 1831 durften sich Geistliche nicht politisch betätigen. Der Lützelflüher Pfarrer setzte sich immerhin weiterhin für das Erziehungs- und Armenwesen ein.
So betätigte sich Albert Bitzius ab 1832 als Mitglied der Großen Landschulkommission und arbeitete am neuen Schulgesetz mit. Er war Mitbegründer sowie Vorsitzender des Vereins für christliche Volksbildung in Trachselwald. Außerdem war der Berner als Lehrer für Schweizer Geschichte in der Erwachsenenpädagogik zur Fortbildung der Lehrer tätig und wirkte als kantonaler Schulkommissär. Gotthelf war es ein wichtiges Anliegen, die allgemeine Volksschule einzuführen. Er setzte sich außerdem für die Unterstützung der sozial Schwachen ein.
Der kritische Autor
Als 1835 die Armenerziehungsanstalt in Sumiswald eröffnet wurde, stieg der Pfarrer daher zum Präsidenten der Verwaltungskommission auf. Ab etwa 1836 veröffentlichte Bitzius zahlreiche Erzählungen und Romane unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf – der Titelfigur seines ersten Buches. Aus einer volksbildenden Aktion gegen die Alkoholsucht ergaben sich erste Kurzerzählungen. Von 1841-1844 leitete er die Redaktion des „Neuen Berner Kalenders“.
Weil der streitbare und zunehmend unbequeme Schriftsteller 1845 mit dem Berner Vorsteher des Erziehungsdepartements, Charles Neuhaus, in Konflikt geriet, wurde er als Schulkommissär entlassen. Beinahe hätte Gotthelf zudem seine Pfarrstelle in Lützelflüh verloren. Der Ton in seinen Werken wurde immer satirischer und negativer, Gotthelfs Einstellung zu Staat und Gesellschaft zunehmend kritischer.
Zu Gotthelfs deutschem Verleger avancierte im selben Jahr Julius Springer in Berlin. Dieser kaufte sämtliche Verlagsrechte an den Veröffentlichungen seines literarischen Neuzugangs aus der Schweiz auf. Dadurch wurde Jeremias Gotthelf schlagartig zum bestbezahlten Autor im deutschen Sprachgebiet.
Kampf, Krankheit und Tod
Zu den vielen Auseinandersetzungen, welche der Pfarrer im Lauf seines Lebens führte, gehörte auch die mit Jakob Stämpfli, einem radikalen Berner Politiker und späteren Bundesrat. Gotthelf beharrte auf dem Standpunkt, dass die Aufklärung – sowie die mit ihr einhergehende Ablehnung der Kirche – den Menschen schweren Schaden zufüge. Der Schweizer Schriftsteller kämpfte daher vehement gegen die von den radikalen Liberalen angestrebte Säkularisierung[1], wie sie beispielsweise von Stämpfli beabsichtigt wurde.
Am 22. Oktober 1854 starb der 57-jährige Jeremias Gotthelf aufgrund einer Lungenembolie als Folge einer Lungenentzündung in Lützelflüh. Er war zugleich Pfarrer, Politiker, Autor, Republikaner und Reaktionär. Seine erfolgreichen pädagogischen, sozialkritischen und christlich orientierten Romane spiegeln das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert wider.
[1] Loslösung des Staates aus der Bindung der Kirche

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- Die schwarze Spinne
Die Erzählung des Schweizer Pfarrers Albert Bitzius, alias Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne (Erscheinungsjahr 1841/42) wird seit Jahrzehnten als Schullektüre verwendet. Damit Du den Anforderunge (…)