Hermann Hesse

Hermann Karl Hesse wird am 2. Juli 1877 in Calw in Württemberg geboren. Hesse entstammt einer Familie, die sehr stark durch den schwäbischen Pietismus geprägt ist und, damit verbunden, rege Missionarstätigkeiten verfolgt. Hesses Großvater, Hermann Gundert (1814-1893), geht als 21-Jähriger als Missionar nach Indien. Darüber hinaus verfasst er mit einer Grammatik zur Malayalam-Sprache ein sprachwissenschaftliches Standardwerk.

Auch Hesses Vater, Carl Otto Johannes Hesse (1847-1916), geht mit 21 Jahren als Missionar nach Indien, kehrt aber aus gesundheitlichen Gründen recht schnell wieder zurück nach Deutschland. Hermanns Mutter, Maria Gundert (1842-1902), ist die Tochter eines Schwaben und einer Schweizerin. Da Johannes Hesse aus dem russisch-baltischen Weißenstein stammt, ist Hermann von Geburts wegen russischer Staatsangehöriger.

Besonders prägend für Hermann Hesse ist die Begegnung mit den verschiedenen Religionen und Nationalitäten in seinem Elternhaus – eine Erfahrung, die ihn zeitlebens beeinflussen wird. Im Alter von 4 Jahren zieht Hermann mit seiner Familie nach Basel, fünf Jahre später, 1886, kehren die Hesses wieder nach Calw zurück. Dort arbeitet Hermanns Vater als Verleger für religiöse Schriften.

Zwischen 1891 und 1894 durchläuft Hesse mehrere Bildungsanstalten, ohne je Fuß fassen zu können (siehe dazu Autobiografische Bezüge). Ab Oktober 1895 schließlich beginnt Hesse eine Lehre in einer Buchhandlung, bildet sich privat weiter und beginnt zu schreiben. Sein erstes Buch, der Gedichtband „Romantische Lieder“, erscheint 1899 in einer Auflage von 600 Stück und Hesse muss es vollständig aus seiner eigenen Tasche bezahlen.

Noch im selben Jahr wird beim renommierten Diedrichs Verlag sein zweiter Gedichtband „Eine Stunde hinter Mitternacht“ veröffentlicht. Nicht nur Rainer Maria Rilkes sehr gute Rezension zu diesem Band dürfte dafür ausschlaggebend gewesen sein, dass schon Hesses dritter Gedichtband „Hinterlassene Schriften und Gedichte von Hermann Lauscher“ ein Erfolg wird. 1904 veröffentlicht Hesse mit „Peter Camenzind“ seinen ersten Roman beim S. Fischer Verlag – dieser Roman repräsentiert Hesses ersten großen literarischen Erfolg. Von nun an kann der Autor als freier Schriftsteller leben.

Er lebt nun in einem Haus in Gaienhofen am Bodensee. Nur zwei Jahre später veröffentlicht Hesse seinen zweiten Roman – „Unterm Rad“. In diesem Buch verschärft Hesse die schon im ersten Roman angelegte Zivilisationskritik. Das Buch wird ein Erfolg und der Autor veröffentlicht weitere Erzählungen und Romane und wird überdies zum gefragten Herausgeber und Rezensenten.

Hesse befindet sich auf dem ersten Höhepunkt seiner Karriere und ist offen für viele neue Einflüsse: So interessiert er sich etwa für die Freikörperkultur oder den Vegetarismus. Dennoch ist Hesse unzufrieden. Daher reist er 1911 nach Indien. Daran zerbricht seine Ehe, die er 1904 mit der Basler Fotografin Maria Bernoulli eingegangen ist. Maria wird in der Folge psychisch krank. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Bruno (1905-1999, Hans (1909-2003) und Martin (1911-1968).

Als der Erste Weltkrieg beginnt, meldet sich Hesse, wie viele andere Deutsche, zum freiwilligen Militärdienst, wird aber aufgrund seiner Kurzsichtigkeit abgelehnt. Obwohl Hesse den Krieg anfänglich begrüßt, veröffentlicht er schon 1914 seinen Aufsatz „Freunde, nicht diese Töne“, in dem er den Verfall der humanistischen Werte beklagt. Die Zerrissenheit zwischen dem humanistischen Ideal und der seiner Meinung nach nötigen Zerstörung der langweiligen Zeiten durch den Krieg ist auch kennzeichnend für seinen 1919 unter seinem Pseudonym „Emil Sinclair“ erscheinenden „Demian“.

In dieser Zeit siedelt Hermann Hesse nach Montagnola im Tessin über. Mit dem Erwerb der Casa Rossa (später Casa Hesse) entsteht dort ein Ort, an dem Literaturschaffende ein und aus gehen, etwa Samuel Fischer, Bertolt Brecht, Martin Huber oder Stefan Zweig, die vor den Nazis ins Exil fliehen.

Seine folgenden Texte sind geprägt von der Suche nach der Harmonie und einem erfüllten Leben, so „Klingsors letzter Sommer“, der Roman „Siddhartha“ und auch sein berühmter Roman „Der Steppenwolf“. Besonders an dem hier integrierten „Traktat vom Steppenwolf“ lässt sich ablesen, dass die doppelte Natur des Menschen eine entscheidende Rolle in Hesses Werk spielt. Dieser Gedanke wird in „Narziß und Goldmund“ (1930) weitergeführt. In diesem Roman beobachtet der Leser zwei Figuren, die zwei unterschiedliche Lebenswege einschlagen.

1943 erscheint „Das Glasperlenspiel“ – Hesses letzter Roman. Der Text erscheint in zwei Bänden in der Schweiz, da Hesses Texte bereits 1938 durch die Nationalsozialisten verboten worden sind. Nach dem Krieg erregt der Roman großes Aufsehen und wird in den Kanon der Pflichtlektüre in der Schule aufgenommen.

Trotz der Tatsache, dass Hesse ab 1919 recht zurückgezogen im Tessin lebt, ist er eine große literarische Stimme seiner Zeit und bis heute, denn er erinnert uns an das menschliche Gewissen in Zeiten von Krieg, Faschismus und millionenfachem Judenmord. Auch deshalb wird ihm im Jahr 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Viele andere Preise werden dem Autor verliehen, unter anderem der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Als Hesse im Jahr 1962 stirbt, wird er in der deutschen Literaturlandschaft und insbesondere von der Kritik und der jüngeren Generation kaum beachtet. Durch die Hippie-Bewegung in den USA werden seine Texte aber wieder neu entdeckt und dem Autor wird neue Aufmerksamkeit zuteil, die bis heute international anhält. Dies zeigt sich unter anderem an den 36 Übersetzungen in 23 Sprachen des „Steppenwolfs“. Hesse avanciert so zum bis heute meistgelesenen deutschen Schriftsteller weltweit.

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