Henrik Ibsen
Kindheit, Jugend und Heirat (1828-1864)
Der berühmte norwegische Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker Henrik Ibsen wird am 20. März 1828 in der Stadt Skien, die Hauptstadt von Telemark, geboren. Er wächst als ältestes Kind in einer wohlhabenden Familie mit vier Geschwistern auf. Sein Vater ist ein angesehener Kaufmann mit großem gesellschaftlichem Einfluss und besitzt ein großes Haus in der Innenstadt mit Bediensteten. Dieses steht Besuch immer offen.
1835 wird der Vater aber zahlungsunfähig und muss Konkurs anmelden. Die Familie muss die Villa in der Stadt Skien verkaufen. Sie zieht dann außerhalb der Stadt auf den abgelegenen Hof Venstøp, den Sommersitz der Familie, auf dem Henrik sieben Jahre seiner Kindheit verbringt. Sein Vater wird gesellschaftlich geächtet und verfällt nachfolgend dem Alkohol. Als Kind beschäftigt sich Henrik gerne mit dem Puppentheater und der Malerei. Er besucht die Mittelschule seiner Heimatstadt Skien.
Henrik beginnt 1844 auf Wunsch seines Vaters eine Apothekerlehre in Grimstad, wo er in den nächsten sechs Jahren seine Ausbildung absolviert. Der 17-Jährige unterhält damals ein Verhältnis mit der Dienstmagd des Apothekers. Er wird Vater und zu entsprechenden Unterhaltszahlungen verpflichtet. Zu seinem unehelichen Sohn hat er lebenslang keinen Kontakt.
Der junge Mann schreibt 1848-1949 sein erstes historisches Drama "Catilina“[1] und nimmt privaten Lateinunterricht, um sich auf das Abitur vorzubereiten. Er zieht 1850 nach Oslo, wo er das Abitur ablegt, und beginnt ein Medizinstudium. In dieser Zeit nähert er sich der Arbeiterbewegung, schließt sich nationalen und revolutionären Strömungen an und befreundet sich mit dem Dichter Bjørnstjerne Bjørnson.[2] Er erhält im folgenden Jahr eine Anstellung als Dramaturg am Theater in Bergen. 1852 unternimmt der Autor eine Studienreise nach Kopenhagen und Dresden, die ihm ein Stipendium ermöglicht, und lernt die dänischen Dichter Johan Ludvig Heiberg und H. C. Andersen kennen.
Ibsen lernt 1856 Suzannah Thoresen kennen und wird 1857 als künstlerischer Leiter des Norwegischen Theaters in Oslo tätig. Er heiratet Suzannah 1858 und wird ein Jahr später Vater seines Sohnes Sigurd Ibsen, mit dem er lebenslang sehr verbunden ist und der später als Staatsmann berühmt wird.[3] In dieser Periode lebt die Familie deshalb in finanziell dürftigen Verhältnissen, weil das Norwegische Theater 1862 unter ökomischen Problemen leidet und Ibsen kündigen muss. Der Autor ist dann als literarischer Konsulent tätig. Ibsen fühlt sich in Norwegen eingeengt und angefeindet. Sein Freund Bjørnstjerne Bjørnson veranstaltet eine Geldsammlung für ihn und das norwegische Storting bewilligt Ibsen ein Reisestipendium, welches dem Autor und seiner Familie eine Reise nach und einen Aufenthalt in Italien ermöglicht. Die nächsten 27 Jahre wird Ibsen im „freiwilligen Exil“ verbringen.
Italien und Deutschland (1864–1891)
Am 02. April 1864 tritt Henrik Ibsen seine Auslandsreise an und lebt in den nächsten 27 Jahren bis 1891 abwechselnd in Deutschland und in Italien. In dieser Periode reist er nur für wenige und kurze Besuche nach Norwegen. Am Anfang lebt er von Spenden aus der Heimat und dann erhält er eine jährliche Dichtergage von dem norwegischen Staat. Der Dichter lebt zuerst vier Jahre in Rom. In dieser Periode erlebt er seinen literarischen Durchbruch mit den dramatischen Gedichten „Brand“ (1866) und "Peer Gynt" (1867).
1868 kehrt Ibsen nach Deutschland zurück und wohnt in den nächsten sieben Jahren in Dresden, bevor er nach München 1875 übersiedelt. In diesen Jahren ist der Dichter politisch aktiv und lehnt den Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871) ab. Ab 1875 werden seine Stücke in Deutschland aufgeführt. Besonders sein Drama „Die Stützen der Gesellschaft“ (1877), ein Gesellschaftspanorama, in dem er Heuchelei, Doppelmoral und Lebenslügen anprangert, erzielt viel Erfolg. Ihm wird 1977 in der norwegischen Stadt Uppsala die Ehrendoktorwürde verliehen.
1878 zieht der 50-jährige Dichter nochmals nach Rom, wo er in den nächsten sieben Jahren lebt. In dieser Periode hält er sich mehrmals in Deutschland auf. In Italien beendet 1879 Henrik Ibsen Werk sein Drama „Nora – Ein Puppenheim“, welches ein Bestseller wird. 1885 unternimmt er eine Reise nach Norwegen und siedelt wieder nach München über. Diese Periode ist die produktivste Lebensphase des Dichters. Es entstehen unter anderen: „Ein Volksfeind“ (1882), „Die Wildente“ (1884), „Gespenster“ (1887), „Die Frau vom Meer“ (1888) und „Hedda Gabler“ (1890).
Rückkehr nach Norwegen (1891–1906)
Nach 27 Jahren im Ausland kehrt Henrik Ibsen 1891 als berühmter Schriftsteller nach Norwegen zurück und bezieht im Oktober eine Wohnung in Oslo. Sein 70. Geburtstag wird 1889 groß gefeiert und zahlreiche Ehrungen werden ihm zuteil. Der Schriftsteller vollendet 1899 sein letztes Stück: „Wenn wir Toten erwachen. Ein dramatischer Epilog“, bevor er wenig später schwer erkrankt. In den nächsten sechs Jahren erleidet er mehrere Schlaganfälle und ist nicht mehr arbeitsfähig. Er wird halbseitig gelähmt und bleibt schließlich ans Bett gefesselt. Der große norwegische Dichter stirbt am 23. Mai 1906 in seiner Wohnung in Oslo und erhält nachfolgend ein Staatsbegräbnis.
[1] Das Stück wurde 1850 unter dem Pseudonym Brynjolf Bjarne ohne großen Erfolg veröffentlicht.
[2] Bjørnstjerne Bjørnson war ein norwegischer Dichter, Literaturnobelpreisträger und Politiker. Er verfasste unter anderem die norwegische Nationalhymne.
[3] Sigurd Ibsen war ein norwegischer Schriftsteller, Rechtsanwalt und Staatsmann, der als Premierminister von Norwegen in Stockholm diente. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Auflösung der Union zwischen Norwegen und Schweden im Jahr 1905.

Henrik Ibsen, Gustav Borgen, Gemeinfreiheit
- Nora oder Ein Puppenheim
Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen (1828-1906) erzielte mit seinem Drama „Nora“ einen großen Erfolg und wurde schon zu seinen Lebzeiten zu einem berühmten Autor. Das Stück trifft den Nerv der Zei (…)