Symbole und Motive

In „Die Marquise von O...“ findet man einige Symbole, Dinge oder Handlungen, die für etwas Bestimmtes stehen sollen. Der Schwan aus der Schwanen-Metapher (S. 17) ist z. B. ein Tiersymbol für Reinheit,  ein in Novellen typisches Stilmittel. Der Schwan symbolisiert hier die Marquise von O...

Ein anderes Symbol stellt die Beschreibung der Versöhnung zwischen Vater und Tochter dar (siehe Abschnitt „Aufbau“). Der hier angedeutete Inzest symbolisiert, dass die Tochter, nun, da sie von der Schuld freigesprochen wurde, vom Vater wieder angenommen wird – als ein weibliches Familienmitglied, das dem Vater untersteht. Er hat als Familienoberhaupt das Bestimmungsrecht über seine Tochter, bis sie verheiratet ist. Als er sie wieder als seine Tochter annimmt, unterwirft er sie sozusagen, indem er sich wie ein Bräutigam verhält und damit verdeutlicht, dass sie immer noch ihm untersteht und er über sie verfügen kann – auch im sexuellen Sinne, wie angedeutet wird.

Im Gegensatz dazu wird auch symbolisch dargestellt, wie die Tochter dem Vater zuerst weggenommen wird. Dass sich der Graf F... an der Marquise von O... vergreift, mit dieser Tatsache wird der Leser nicht direkt konfrontiert. Doch diese Tat verläuft parallel zu dem Überfall der russischen Soldaten auf die Zitadelle von M..., in welcher der Vater der Marquise die Kommandantenstellung innehat. Der Graf F... leitet hingegen den Angriff von russischer Seite. Er gewinnt den Kampf, der Platz ist „in kurzer Zeit völlig erobert“ (S. 5). Der Vater der Marquise muss sich ergeben und weiß dabei noch gar nicht, dass der Graf F... ihm nicht nur das Schloss genommen hat, sondern auch seine Tochter „erobert“ hat.

Eine weitere, nicht ganz eindeutige Symbolik kommt dadurch zustande, dass der Graf F... nach seinem Abzug aus M... der Familie der Marquise gegenüber für tot erklärt wird. Er sei im Krieg tödlich getroffen worden, heißt es (S. 8). Doch dies stellt sich als eine falsche Information heraus, als der Graf F... nach einiger Zeit plötzlich bei der Familie im Stadthaus erscheint. Die Familie kann ihren Augen nicht trauen und es wird sogar die „Anschuldigung der Eltern, dass er ja tot sei“ (S. 9) geäußert, bevor er sie von seiner tatsächlichen Lebendigkeit überzeugen kann. Es erscheint also wie ein Wunder, dass der Graf plötzlich erscheint. Dies erinnert...

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