Heinrich Heine

Kindheit und Jugend

Am 13. Dezember 1797 in Düsseldorf zur Welt gekommen, wuchs Heinrich Heine als Sohn des Tuchhändlers Samson Heine und der aus einer alteingesessenen Arztfamilie stammenden Betty Heine, geb. van Geldern, auf. Die Familie des Dichters gehörte dem jüdischen Glauben an, lebte nach dessen Sitten und Bräuchen und feierte alle jüdischen Feste wie Zeremonien.

„[I]ch bin geboren zu Ende des skeptischen achtzehnten Jahrhunderts und in einer Stadt, wo zur Zeit meiner Kindheit nicht bloß die Franzosen, sondern auch der französische Geist herrschte“, schrieb der Dichter in seinen Memoiren. Er meinte damit die Besatzung des Herzogtums Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf durch die Truppen Napoleons im Jahr 1795. Von 1801-1806 fiel die Zone zwar erneut an das Kurfürstentum Bayern zurück, wurde jedoch im Anschluss von Napoleons Schwager Murat als Großherzogtum regiert.

Dadurch kam die jüdische Bevölkerung in den Genuss der bürgerlichen Gleichstellung, die ihr von Preußen mit dem Ende der französischen Herrschaft verweigert wurde. Diese Weigerung bildete wohl die erste Grundlage für Heines Abneigung gegen die Preußen sowie seine Verehrung für Napoleon, den er 1811 als 13-jähriger Junge bei dessen feierlichem Einzug in Düsseldorf erlebte.

Zu diesem Zeitpunkt besuchte der junge Heinrich eine israelitische Privatschule, das Düsseldorfer Lyzeum, in welchem er nach der französisch-geistlichen Tradition von ehemaligen Franziskanermönchen, Jesuiten und französischen Emigranten unterrichtet wurde und welches er 1814 ohne Reifezeugnis verließ.

Bank und Rechtswissenschaft

1815 versuchte sich der Dichter als Volontär im Frankfurter Bankhaus Rindskopf. Ein Jahr später fing er eine Lehre im Bankhaus seines wohlhabenden Onkels Salomon Heine in Hamburg an. Das Bankwesen entsprach jedoch nicht den Interessen des jungen Mannes und weckte in ihm keine Begeisterung, daher richtete der Onkel im Jahr 1818 ein Manufakturgeschäft für seinen Neffen ein, das bereits nach weniger als einem Jahr wegen des drohenden Bankrotts geschlossen werden musste.

Des Weiteren verliebte sich Heine während seines Hamburger Aufenthalts in die Tochter seines Onkels, Amalie, die seine Liebe aber nicht erwiderte und auch seine ersten, unter einem Pseudonym veröffentlichten Gedichte nicht zu würdigen wusste.

So brach für Heinrich Heine im Jahr 1819 ein neues Kapitel in Bonn an, wo sein Onkel ihm ein Jurastudium finanzierte. Der Dichter studierte außerdem in Göttingen und Berlin, besuchte darüber hinaus Vorlesungen zur deutschen Sprache und Literatur sowie zur Philosophie. Er hörte Vorlesungen von A. W. Schlegel, Savigny und Hegel, verkehrte in den Salons von Elise von Hohenhausen und Rahel Varnhagen und begegnete verschiedenen berühmten Intellektuellen, wie Chamisso, Fouqué, A. von Humboldt, Schleiermacher und Hoffmann von Fallersleben.

In Heines Studienzeit entstanden zahlreiche Gedichte, zwei große Prosaarbeiten „Über Polen“ und „Briefe aus Berlin“ sowie die beiden Tragödien „Almansor“ und „William Ratcliff“. Ein Großteil der Arbeiten wurde veröffentlicht. 1824 schloss der 27-Jährige sein Studium in Göttingen mit dem juristischen Examen und einer Promotion ab.

Wenige Wochen zuvor trat er in Heiligenstadt zum Protestantismus über, da dies die Voraussetzung für seine Tätigkeit als Anwalt in Hamburg bildete. Dieser ging er jedoch nicht nach, sondern räumte seiner literarischen Arbeit immer mehr Raum ein.

Reise und Exil

1826 und 1827 folgten zwei Veröffentlichungen in dem liberalen Verlag Hoffmann und Campe und vermehrten seine weitläufige Bekanntheit: „Reisebilder“ und „Buch der Lieder“. Das Letztere war ein Publikumserfolg und erfuhr noch zu Lebzeiten des Dichters dreizehn Neuauflagen.

Die Anstellung als Redakteur bei Cottas Neuen allgemeinen politischen Annalen, welche der Dichter nach Reisen durch Holland und England im Jahr 1827 angenommen hatte, konnte ihn nur ein halbes Jahr binden. Es folgten weitere Reisen und Veröffentlichungen der Reisebilder II und III.

Heines Bewerbung um eine Professur in München im Jahr 1828 blieb ohne Erfolg.

Der junge Schriftsteller war mit den politischen Verhältnissen der Restaurationszeit unzufrieden und galt als eine der führenden Kräfte des "Jungen Deutschland", einer Bewegung junger Schriftsteller, zu der er sich aber selbst nie zugehörig fühlte. Er begab sich 1831 freiwillig ins Exil nach Paris, das einer Flucht glich, um der Zensur zu entgehen. Heine fühlte sich im Besonderen durch die französische Julirevolution des Vorjahres, welche bei ihm Begeisterung auslöste, dorthin gezogen.

1834 lernte er die kaum 20-jährige Schuhverkäuferin Crescence Eugénie Mirat kennen, welche er Mathilde taufte und im Jahr 1841 ehelichte. Er verkehrte in Paris mit zahlreichen berühmten Persönlichkeiten, darunter Balzac, Hugo, Chopin und Liszt.

Der Autor intensivierte in dieser Periode seine journalistische und feuilletonistische Tätigkeit. Er

schrieb für Cottas Augsburger Allgemeine Zeitung und das Morgenblatt für die gebildeten Stände über Kunst, Kultur, Politik und Soziales unterschiedlichste Artikel, die von der deutschen Pressezensur ab 1835 verboten oder gekürzt wurden und später auch als Bücher bei Hoffmann & Campe erschienen. Ab 1835 gewährte ihm die französische Regierung eine Pension.

Zensur, Grenzhaftbefehl und Verbot

In seinen französischen Publikationen bemühte der Schriftsteller sich um eine Korrektur des von Deutschland vermittelten Eindrucks. Die Kritik an den Zuständen in Deutschland, welche Heine in seinen Schriften bewusst und ohne Verschleierung verdeutlichte, erforderte, das einst lediglich als kurzer Aufenthalt geplante Exil zu verlängern, was seine Kritiker ihm jedoch als Vaterlandsverrat auslegten.

Auch die Zensureingriffe gegen den Dichter und das Junge Deutschland, zu dem Heine sich selbst nie zählte, wurden immer einschnürender. In den 1840er Jahren lag gegen ihn sogar ein Haftbefehl vor, darüber hinaus haben die Behörden eine steckbriefliche Suche nach ihm initiiert. 1843 begegnete Heine Karl Marx, mit dem ihn lange Zeit eine intensive Sympathie verband, dem Kommunismus stand Heine dagegen innerlich gespalten gegenüber.

Nach der ersten Reise durch Deutschland seit 1831 im Jahr 1843 und nach der Veröffentlichung des Versepos „Atta Troll“ folgte im Jahr 1844 die zweite Reise Heines durch Deutschland. Heine kehrte für wenige Wochen in seine Heimat zurück, um seine Mutter und seinen Verleger zu besuchen. Auf der Rückreise verfasste er den ersten Entwurf zu seinem berühmten satirischen Versepos „Deutschland ein Wintermärchen“, welches zum einen in einem Gedichtsammelband sowie zum anderen als eine unabhängige Publikation erschien. Beide Werke wurden schnell mit einem Verbot in Preußen belegt.

Krankheit und Tod

In den 1840er Jahren verschlechterten sich Heines Migräneanfälle, Augenleiden und fortschreitende Lähmung. Im Februar 1848, als die Revolution in Paris ausbrach, erlitt der Schriftsteller einen schweren Zusammenbruch. In den nächsten acht Jahren bis zu seinem Tod fesselten ihn die Lähmungen ans Krankenbett.

Dieser Zustand beeinträchtigte jedoch nicht den Geist Heines, welcher sich in dieser Zeit als produktiv erwies. Seine atheistische, der Hegelschen Gottlosigkeit nahestehende Sichtweise wendete sich in dieser Zeit hin zum Glauben an einen „wirklichen, persönlichen Gotte, der außerhalb der Natur und des Menschengemüthes ist“, so schrieb es der Dichter einst an Heinrich Laube.

Der Autor blieb in seinem Denken und Schaffen frei von Doktrinen sowie allen institutionellen und konfessionellen Bindungen: Seine politischen Sichtweisen und künstlerischen Publikationen ließen sich nie der Anschauung nur einer politischen Gruppierung oder Bewegung zuordnen.

Heine charakterisierte sich selbst stets als einen Intellektuellen, dem die Bildung einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Missstände ermöglichte. Sein Talent sowie sein Bekanntheitsgrad erlaubten es ihm, durch Publizieren die zeitgenössische Ungerechtigkeit aufzudecken. Er forderte als Außenseiter ein Wachrütteln der Gesellschaft. Sein Spott gegenüber der Obrigkeit und seine systemkritischen Ansichten erschwerten ihm zeitlebens sein literarisches Wirken. Am 17. Februar 1856 verstarb Heinrich Heine in Paris. Er wurde 59 Jahre alt. Er ist auf dem Friedhof Montmartre beigesetzt worden.

 

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